Bombenspannung im BBC-Serienerfolg „Bodyguard“

Wem kann man hier eigentlich vertrauen? Der Innenministerin? Dem Bodyguard?
Wem kann man hier eigentlich vertrauen? Der Innenministerin? Dem Bodyguard? (c) BBC/ Netflix
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Nichts ist neu an dem Mix aus Politik, Terrorismus und ein wenig Sex, den man hierzulande auf Netflix sehen kann. Und doch kann man nach der ersten Folge nicht mehr abschalten.

In Großbritannien war die BBC-Serie ein Überraschungserfolg: Das Finale sahen mehr als 17 Millionen Briten, nie zuvor hatte eine Serienepisode dort mehr Zuschauer. Dass gerade „Bodyguard“, das wirklich nicht das Rad neu erfindet, ja nicht einmal besonders realistisch ist, so viel Erfolg hat, lässt sich leicht erklären: Es ist spannend. Sehr spannend.

Hochexplosives ist (ganz wörtlich, nämlich als Bombe) in quasi jeder der sechs Folgen zu finden. Der Zuschauer kann aber nicht einschätzen, ob etwas oder jemand wirklich in die Luft fliegt: Die Serie ist nicht vorhersehbar, schon allein, weil alles so schnell passiert. Autor Jed Mercurio lässt sich nicht lange auf Hintergründe oder Charakterisierungen ein, die Handlung steht hier im Zentrum - und sie überschlägt sich. Schon in der ersten Folge wird nicht lange gefackelt: Gerade noch hatte Polizist David Budd im Zug nach London-Euston seine Kinder, die friedlich eingeschlafen waren, mit einer Jacken zugedeckt, da steht er schon einer Islamistin mit Sprengstoffweste gegenüber.

Er sei genauso nervös wie sie, sagt er, doch ganz ehrlich: Man kauft es ihm nicht ab. Er agiert nicht nur geschickt, sondern hochprofessionell, rettet den ganzen Zug und die Attentäterin gleich noch mit, denn nichts die Kollegen wollen nichts lieber, als sie zu erschießen. Wegen dieser Leistung wird er als Personenschützer des Londoner Metropolitan Police Service (die Kluft zwischen Polizei und Geheimdienst wird noch eine Rolle spielen) der ehrgeizigen Innenministerin Julia Montague zugeordnet. Von seiner Posttraumatische Belastungsstörung weiß da freilich niemand etwas.

Wem kann man hier noch vertrauen?

Irgendwo ist immer eine Bombe.
Irgendwo ist immer eine Bombe.(c) BBC/ Netflix

Hauptdarsteller Richard Madden (als Robb Stark war er der stolze König des Nordens in "Game of Thrones") spielt den beschädigten Ex-Soldaten überzeugend. Manchmal mit Welpenblick, sympathisch, nahbar, dann undurchsichtig, labil und hilfsbedürftig. Und doch immer wieder unbesiegbar. Britische Zeitungen bringen Madden deshalb schon als nächsten James Bond in Stellung.

Der „Bodyguard“-Mix aus Politik, Terrorismus und ein wenig Sex bietet zwar nichts wirklich Neues, erfrischend ist aber jedenfalls, dass in der Darstellung der (vielen!) starken Frauen weitgehend auf Klischees verzichtet wird. Sie sind ebenso schwer einzuschätzen wie David Budd. Weshalb man sich immer wieder fragt, wem man hier eigentlich vertrauen kann. Dem Bodyguard? Der Ministerin? Der Polizei? Dem Geheimdienst? Beim Schauen der Serie wechselt man unweigerlich mehrmals die Seiten. Im Übrigen: Kleine und größere Lücken in der Logik des Geschehens muss man bei der Serie akzeptieren, sie stören aber immer nur kurzzeitig.

Die sechs Folgen der Miniserie sind auf Netflix zu sehen.

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