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Stooges: Scott Asheton ist tot

Scott Asheton
Scott Asheton(c) APA/EPA/JUSTIN LANE (JUSTIN LANE)
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Schlagzeuger Scott Asheton ist im Alter von 64 Jahren gestorben. Iggy Pop nun das letzte lebende Mitglied der Originalbesetzung der Stooges.

„Die Gitarristen nudelten läppische Wah-wah-Effekte herunter, der Drummer knallte sein Minimalrepertoire dazu, und Iggy Pop kreischte wie ein verunglückter Mick Jagger.“ So schrieben das Barry Graves und Siegfried Schmidt-Joos 1973 in ihrem „Rock-Lexikon“, und es ist ihrer Ehrlichkeit zuzuschreiben, dass sie diese Formulierung in den vielen weiteren Auflagen dieses Standardwerks nicht änderten. Denn natürlich schätzt man die 1967 in Ann Arbor, Michigan, gegründeten Stooges heute ganz anders ein, stellt sie an die Seite von Velvet Underground: Wie diese wurden sie zu ihrer Zeit unterschätzt, hatten aber immensen Einfluss. Vor allem auf den Punk: Dass die Sex Pistols „No Fun“ von den Stooges auf die B-Seite ihrer Single „Pretty Vacant“ gaben, war ein Bekenntnis zu dieser Tradition.

Natürlich, in den frühen Siebzigern, als jedes „anspruchsvolle“ Rockkonzert durch ein 15-minütiges Schlagzeugsolo gekrönt wurde, war der Minimalismus des Scott Asheton vielen suspekt. Doch Songs wie „I Wanna Be Your Dog“, „1969“, „Search and Destroy“ oder eben „No Fun“ bezogen ihre immense Energie eben auch aus der stoischen Wucht des Schlagzeugs, das jeglichen Groove, jede Beweglichkeit trotzig verweigerte.

Letztes Album: „Ready to Die“

„Ich habe niemanden erlebt, der bedeutungsvoller Schlagzeug gespielt hat“, sagte nun Bandchef Iggy Pop zum Tod seines Drummers: „Er war wie mein Bruder.“ Scott Ashetons biologischer Bruder, Stooges-Gitarrist Ron Asheton, ist bereits 2009 gestorben, ebenfalls eines natürlichen Todes; Bassist Dave Alexander ist bereits 1975 im Alter von 27 Jahren den Folgen übermäßigen Alkoholkonsums erlegen. So ist Iggy Pop nun das letzte lebende Mitglied der Originalbesetzung der Stooges, vielleicht fühlt er sich zumindest ein paar Momente jetzt so, wie er es 2004 bei einem unfassbar wilden Konzert in Wiesen dem Publikum zugerufen hatte: „Ich bin kalt und klein und ganz allein!“ Das war zwei Jahre, nachdem er seine Stooges reformiert hatte, sie blieben aktiv, fügten den drei Alben ihrer großen Zeit – „The Stooges“ (1969), „Fun House“ (1970), „Raw Power“ (1973) – noch zwei hinzu: „The Weirdness“ (2007) und schließlich 2013 „Ready to Die“.

Scott Asheton hatte vor zwei Jahren einen Herzinfarkt erlitten, nun ist er 64-jährig gestorben. Noch Generationen von Schlagzeugern werden sich an seinem „Minimalrepertoire“ orientieren. (tk)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.03.2014)

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