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Nana Mouskouri: „Es zieht mich wieder in die Arena“

Nana Mouskouri
Nana Mouskouri(c) APA/EPA/JAN WOITAS (JAN WOITAS)
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Im Gespräch. Sie ist nach Madonna die erfolgreichste Sängerin: Am 13.10. feiert Nana Mouskouri den 80.Geburtstag. Heute singt sie im Konzerthaus.

Die Presse: Seit mehr als 50 Jahren tragen Sie Ihre typische Brille mit dem schwarzen Rand. Wollten Sie die nie loswerden?

Nana Mouskouri: Was die Leute oft nicht wissen: Ich habe um die 100 Brillen mit dunkler Fassung. Die Form hat sich kaum merkbar über die Jahre verändert. Als junges Mädchen war ich wegen meiner Sehschwäche total unglücklich. Aber dann regte sich der Trotz in mir: Ich dachte, wenn die Menschen meine Stimme hören wollen, dann müssen sie auch meine Brillen akzeptieren.

Auch für Harry Belafonte, den Mann, der Sie für Amerika entdeckte, war die Brille ein Thema. Warum?

Er meinte, meine Brille sei eine Barriere zum Publikum – und dass ich noch emotionaler singen würde, wenn ich sie ablegte. Ich hab ihm nur einmal den Gefallen getan: Am US-Cover unserer Platte „An Evening with Belafonte/Mouskouri“ trug ich keine. Die europäische Plattenfirma hat das sofort geändert und durch ein Bild mit Brille ersetzt...

Vor zwei Jahren waren Sie auf Abschiedstournee in Europa unterwegs. Jetzt kommen Sie wieder. Warum?

Der Gedanke, zu meinem Achtziger mit meinen Freunden zu Hause herumzusitzen, war letztlich doch nicht so attraktiv. Das Singen ist einfach mein Leben. Es zieht mich wieder in die Arena.

Die Wiederveröffentlichung Ihres Jazzalbums von 1962 war ein großer Erfolg. Hat Sie das überrascht?

Eigentlich ja, obwohl ich wusste, dass wir exzellente Arbeit geleistet hatten. Zum Jazz hatte ich stets eine besondere Beziehung. Mein Vater war Filmvorführer. Im Kino hab ich den Jazz entdeckt, aber auch Frank Sinatra, Judy Garland und Mahalia Jackson. Es war ein Traum, mit Quincy Jones durch die New Yorker Nächte zu ziehen. Er stellte mir viele afroamerikanische Sängerinnen vor. Ella Fitzgerald etwa, oder Dinah Washington.

Sie sind sicher der einzige Mensch, der in seiner Karriere sowohl mit Quincy Jones als auch mit Karl Moik zu tun hatte. Im „Musikantenstadl“ haben Sie immer wieder gern „Weiße Rosen aus Athen“ gesungen. Woher stammt das Lied?

Aus dem Soundtrack eines Griechenland-Reisefilms, den der Deutsche Wolfgang Müller-Sehn 1960 gedreht hat. Der Film wurde 1961 auf der Berlinale vorgestellt, und „Weiße Rosen aus Athen“ hat mich dann in Deutschland sofort zum Star gemacht.

In Ihrem Repertoire sind auch viele Bob-Dylan-Covers. Wie kommt das?

Bereits 1965 sang ich sein „Farewell Angelina“, das ich von Joan Baez kannte. 1979 sang ich im Greek Theater in Los Angeles. Damals stellte mir Leonard Cohen Bob Dylan vor. Ein paar Tage später trafen wir uns auf ein paar Mitternachtsdinner. Mehr war nicht. Aber er hat „Every Grain Of Sand“ für mich komponiert. Dieses schöne Lied singe ich fast bei jedem meiner Konzerte.

Es erzählt in sehr poetischen Bildern von der Präsenz Gottes in der Schöpfung. Am 13.Oktober werden Sie 80 Jahre alt. Glauben Sie an ein Leben nach dem Tod?

Ich lasse mich überraschen. Was mich aber in meiner Kindheit sehr beeindruckt hat, war der Gemeinschaftsgeist in der Kirche. Der war mir Vorbild bei allem, was ich in den Konzertsälen tat.

In den Neunzigern saßen Sie im Europaparlament. Ihr Resümee?

Ich halte ein gemeinsames Europa für eine sehr gute Idee. Leider arbeiten Politiker nicht immer so lösungsorientiert, wie sie könnten. Eine Legislaturperiode war mir genug: Ich versuche lieber als Künstlerin, den Idealismus der Menschen zu wecken.

Haben Sie Ihrer Karriere andere Formen von Glück geopfert?

Ich glaube nicht. Das Singen war immer meine größte Leidenschaft. Meine Kinder haben mir verziehen, dass ich nicht immer für sie da war. Vielleicht war das mein Highlight: schwanger auf der Bühne zu singen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.10.2014)

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