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Schicksalsgemeinschaft Schlager: Zugerichtet fürs totale Glück

Die oberste Soldatin im Schlagergenre: Selbst Entspannung ist bei Helene Fischer Stress.
Die oberste Soldatin im Schlagergenre: Selbst Entspannung ist bei Helene Fischer Stress.imago/Future Image
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Der viel belächelte Schlager hat sich in den letzten Jahren stark verändert: Aus der sentimentalen Sehnsuchtsmusik von Marginalisierten wurde ein Industrieprodukt, das in geradezu totalitärer Weise gute Laune gebietet. Über die Erfolgsstrategien von Helene Fischer und Co.

"Wir müssten elend darben, wenn wir nicht das Theater hätten. Wir schmachten nach Vorfällen: da haben wir sie, gedrängt und geordnet. Wenn es läutet, ist es nicht der Gasmann, sondern das Schicksal." Was der berühmte Wiener Theaterkritiker und Aphoristiker Alfred Polgar einst formuliert hat, ist durchaus für die Welt der Schlagersänger adaptierbar. Diese Trivialkunst überhöht bekanntlich noch die banalsten Lebensvorkommnisse ins Schicksalhafte.

Im Schlager hat man immer schon mit der Illusionsbereitschaft der Hörer gearbeitet. Aber niemals zuvor so gründlich, so strategisch, so unerbittlich. Die oberste Soldatin des Genres ist Helene Fischer, eine russischstämmige Sängerin von napoleonischer Winzigkeit. Die drahtige Blondine misst bloß 1,58 m, ist aber seit Jahren die Größte in der Welt des Schlagers. Diese Woche sollte sie fünfmal hintereinander in der ausverkauften Wiener Stadthalle auftreten (aus Krankheitsgründen musste sie die ersten beiden davon absagen). Am 11. Juli wird sie zudem das garantiert volle Ernst-Happel-Stadion bespaßen. Mehr als 10 Millionen Alben hat sie im deutschen Sprachraum verkauft – in Zeiten, in denen der Tonträgerverkauf überall sinkt, nur nicht im Schlager.

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