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Wenn Metallica "Rock me Amadeus" spielen

Sänger und Gitarrist James Hetfield: "Ich hätte mit 11 Jahren noch nicht zu Metallica gehen dürfen."
Sänger und Gitarrist James Hetfield: "Ich hätte mit 11 Jahren noch nicht zu Metallica gehen dürfen."APA/HERBERT P. OCZERET
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Leuchtwürfel, tanzende Drohnen und Fans, die bekommen, was sie wollen: Metallica live in der Wiener Stadthalle.

Auf dem Cover des aktuellen "Metal Hammer" sind Metallica zu sehen. Jung, langhaarig, frech - Gitarren und Bass im Anschlag. Garage Days Re-Revisited heißt das Mini-Album aus dem Jahr 1987, das Mitte April in einer Neuauflage erscheint. Was hat sich im Vergleich dazu verändert? Die Haare sind kürzer (Sänger James Hetfield), fast ganz weg (Drummer Lars Ulrich) oder grau geworden (Gitarrist Kirk Hammett) und der Bassist wurde auch schon vor längerer Zeit ausgetauscht (Robert Trujillo statt Jason Newsted). Ach ja, die Aggression und Wut dieser Tage ist einem etwas familienfreundlicheren Auftreten gewichen. Und Shows von Metallica haben sich zu Multimedia-Events entwickelt.

Die Bühne in der Wiener Stadthalle steht am Samstagabend in der Mitte, die Fans sind rundherum postiert, als nach dem Intro "The Ecstasy of Gold" von Ennio Morricone das Set mit "Hardwired" beginnt. Eine Aufstellung, mit der Metallica schon länger spielen. Frontalvortrag war gestern, heute steht man mitten drin und wechselt Positionen, steht ja auch an jeder Ecke ein Mikrofon. Es folgt "Atlas, rise!" vom aktuellen Album "Hardwired... to self destruct" - das auch erst eineinhalb Jahre alt werden musste, ehe es die Band in Wien erstmals live präsentiert. Mit "Seek and destroy" geht es gleich danach ganz zurück zu den Anfängen der Bandgeschichte.

Kollektiver Massengesang

Auch das ist ein Grund für den derzeitigen Erfolg der Band. Die Mischung aus dem Thrash-Metal der frühen Zeiten und dem Rückgriff darauf auf dem aktuellen Album. Dafür der weitgehende Verzicht auf die allzu experimentell geratene Phase, die 1996 mit dem "Load"-Album einsetzte und bis zum sehr dünn produzierten "St. Anger" von 2003 reicht. Aus dieser Ära schafft es in Wien gerade einmal "The Memory remains" ins Set - das dafür aber durchaus beeindruckend, wenn das Publikum den "La da da da"-Part, den auf dem "Re-Load"-Album Marianne Faithful brummt, minutenlang in einem kollektiven Massengesang gibt.

"Hier sind wirklich alte Leute und junge Leute", ruft James Hetfield. Und beschwört die vielen Generationen, aus denen die Metallica-Fans mittlerweile zusammengesetzt sind. "Und wie alt bist du?", fragt er einen Fan ganz vorne. "Elf Jahre? Wow, ich hätte mit elf noch nicht zu Metallica gehen dürfen!" Auch das ist etwas, das die Band geschafft hat - über mehrere Altersgruppen interessant zu sein. Etwas, das auch zu den Erfolgsgeheimnissen anderer alter Rockbands zählt, die heute spielend leicht Hallen wie die Stadthalle (oder sogar ganze Stadien) ausverkaufen. Mit rund 15.500 Besuchern gelingt das auch in Wien - trotz Ticketpreisen von knapp 120 Euro.

Riesige Würfel und leuchtende Drohnen

Dafür gibt es aber auch viel zu sehen. Die riesigen Würfel über der Bühne, etwa, auf denen während des Sets Projektionen abgespielt werden (zu Beginn etwa auch Schnipsel alter Eintrittskarten von Metallica-Konzerten in Österreich). Leinwand war gestern, mit den Würfeln, die auch immer wieder nach oben oder unten wandern, hat man jedenfalls einen Blickfang abseits der vier Musiker auf der Bühne. Fantastisch gerät dann ein Ballett aus leuchtenden Drohnen, die bei "Moth into Flame" aus dem Boden aufsteigen und wie Nachtfalter über der Bühne tanzen. Und dann ist da auch noch eine Einlage, bei der die vier Bandmitglieder plötzlich auf vier Würfeln, die aus dem Boden fahren, eine Trommelshow à la "Stomp" aufführen.

Metallica, das ist längst nicht mehr eine Band, es ist ein Unterhaltungskonzern geworden, der bis ins letzte Detail durchgeplant ist. Inklusive Lokalkolorit für den jeweiligen Auftrittsort. In Wien ist das eine brachiale - und logischerweise recht improvisiert klingende - Version von Falcos "Rock me Amadeus", die Bassist Robert Trujillo mit Kirk Hammett anstimmt. Doch trotz der durchchoreografierten Show schafft es die Band, dem Publikum das Gefühl zu geben, dass hier vier Musiker stehen, die immer noch Spaß an der Sache haben. Ob geschauspielt oder echt, die Verbindung mit den Zuschauern wirkt authentisch. Und das wird wohl ein weiteres Geheimnis sein, warum Metallica heute so erfolgreich sind - sie schaffen es, dass die Fans am Ende befriedigt sind. Sie haben bekommen, was sie wollten. Die alten harten Stücke aus den frühen Jahren, doch recht viel vom aktuellen Album, und dazu die Klassiker vom schwarzen Album, mit dem sie 1991 den Sprung in den Mainstream schafften.

"Nothing else matters", die Ballade, mit der sie das Metal-Genre endgültig sprengten und zum Abschluss "Enter Sandman". "Exit Light, enter Night" und das Versprechen, dass sie wiederkommen werden. Sie werden die Stadthalle wohl wieder ohne Probleme füllen.

Setlist

Hardwired

Atlas, rise!

Seek and destroy

Through the never

Fade to black

Not that we're dead

Confusion

For whom the Bell tolls

Halo on Fire

Rock me Amadeus (Falco-Cover)

Breadfan (Budgie-Cover)

The Memory remains

Moth into Flame

Sad but true

One

Master of Puppets

Zugaben:

Spit out the Bone

Nothing else matters

Enter Sandman

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