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Donald Trump, Rapper-Bruder und Battle-Rapper

Archivbild: US-Rapper Kanye West
Archivbild: US-Rapper Kanye West REUTERS
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US-Rapper Kanye West empört mit Äußerungen über Sklaverei und mit seiner Sympathie für den Präsidenten. Was will er wirklich sagen?

Donald Trump sei der „Hipster der Diplomatie“, schrieb Ulf Poschardt in der „Welt“: Er demokratisiere die Politik „auf eine ziemlich abgefahrene Weise“, mache aus der hohen Schule der Demokratie einen „robusten Stammtisch“.

Näher liegt ein anderer Vergleich: Trump ist der Battle-Rapper der Weltpolitik. Er prahlt und protzt (man denke an seinen „Atomknopf“), er schmäht und disst seine Gegner wild, um sich dann genauso überraschend versöhnlich und gütig zu zeigen.

Kein Wunder, dass der zu Herrscherposen neigende US-Rapper Kanye West, der schon 2003 ein Stück „I Am a God“ genannt hat, sich Trump nahe fühlt. Wie dieser ist er, um es mit Poschardt zu sagen, für abgefahrene Ansagen gut. Soeben wieder. Seit 400 Jahren höre man über Sklaverei, erklärte er in einem Radiointerview: „Seit 400 Jahren? Das klingt wie eine Wahl.“ Er selbst ziehe das Wort „Gefängnis“ vor, da „Sklaverei“ zu eng mit den Schwarzen verbunden sei – so wie das Wort „Holocaust“ mit den Juden.

Das empörte viele. West sei gefährlich, twitterte etwa die Videoproduzentin Quinta Brunson, er erinnere sie an seinen „Bruder“. Damit spielt sie auf einen Tweet an, in dem West unlängst geschrieben hat: „You don't have to agree with Trump, but the mob can't make me not love him. We are both dragon energy. He is my brother.“ 2010 hatte er Trump noch – im Song „So Appalled“ – als „balding Donald Trump taking dollars from y'all“ verspottet, bald nach dessen Wahl trafen sich die beiden, um „über das Leben zu diskutieren“, wie Trump erklärte: Kanye West sei ein „good man“, mit dem er schon lang befreundet sei.

Nun rappt West in „Ye vs. the People“ mit seinem Rapperkollegen Clifford Harris jr. vulgo T. I. über das Thema Trump. Zum Teil ironisch: „I know Obama was heaven-sent“, rappt West etwa, „but ever since Trump won, it proved that I could be president.“ Und er stellt die Vorstellung infrage, dass Schwarze immer für die demokratische Partei eintreten müssen: „See that's the problem with this damn nation, all Blacks gotta be Democrats, man, we ain't made it off the plantation.“ Ob er keine Verantwortung für die Menschen fühle, die ihn zu dem gemacht haben, was er sei, entgegnet T. I. Doch, er fühle die Verpflichtung, den Leuten neue Ideen zu zeigen, antwortet West – und führt aus: Trumps Slogan „Make America Great Again“ sei negativ wahrgenommen worden, doch er, Kanye West, habe das geändert: „I took it, wore it, rocked it, gave it a new direction, added empathy, care and love and affection.“

Später reagiert T. I. quasi auf Wests These, es täte dem Selbstbewusstsein der Afroamerikaner gut, weniger über die Sklaverei zu klagen: „Yeah, genocide and slavery, we should just try and forget, and all that free thought shit, find a better defense.“ Der Track endet wie eine Podiumsdiskussion, Kanye West reicht das Mikro an die Zuhörer weiter: „Alright, we could be rappin' about this all day, man, why don't we just cut the beat off and let the people talk?“

Das ist kein Battle-Rap mehr, das ist Debatte. Vielleicht kann Trump das von seinem Freund Kanye lernen?

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.05.2018)

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