Pop

Die Eels kommen mit einem strahlend schönen Album nach Wien

Sein aktuelles Opus, „The Deconstruction“ (PIAS), reflektiert die düsteren Seiten des Lebens.
Sein aktuelles Opus, „The Deconstruction“ (PIAS), reflektiert die düsteren Seiten des Lebens.(c) APA/AFP/NICOLAS PRATVIEL
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„The Deconstruction“ reflektiert erneut die düsteren Seiten des Lebens - mit fröhlichen Melodien.

Zwischenzeitlich hatte er das Glück entdeckt. Das war 2010, da brachte der für seinen tapfer ertragenen Weltschmerz bekannte Mark Oliver Everett ein Album mit erstaunlich optimistischen Songs heraus. „Tomorrow Morning“ hieß dieses Juwel. Ein nur kurzes Stimmungshoch. Sein aktuelles Opus, „The Deconstruction“ (PIAS), reflektiert wieder die düsteren Seiten des Lebens.

Mit fröhlichen Melodien. Auf dem heftig klopfenden „Bone Dry“ gingen sich sogar ein paar „Sha la la's“ aus. Und „Today Is The Day“ erinnert an eine beinah fröhliche Indie-Pop-Hymne. Die vital geschrubbte Gitarre, die fiepsende Orgel und ein schon beim Hören atemlos machender Beat lassen nicht gleich erahnen, dass es im Text um totales Scheitern geht.

„Heute bin ich überzeugt, dass jeder versuchen muss, glücklich zu sein. Es gibt aber auch so was wie endogene Veränderungen. Du kannst eines Tages aufwachen und dich besser fühlen, ohne zu wissen, warum“, meinte er einst im Gespräch mit der „Presse“. Diese Einstellung ist ihm offenbar wieder zerbröselt. 22 Jahre lang bringt Everett nun schon Alben mit wunderschönen Melodien heraus, die seinen permanenten Kampf um ein wenig Licht illustrieren. Die Aufarbeitung seiner tragischen Familiengeschichte ist offenbar noch nicht abgeschlossen.

Berühmter Vater: Hugh Everett

Sein Vater, der berühmte Quantenphysiker und Schöpfer der Viele-Welten-Theorie Hugh Everett III, starb überraschend, seine Schwester brachte sich danach um, die Mutter starb bald danach. Everett Junior nahm seitdem unter dem Nom de guerre Eels in wechselnden Besetzungen bislang 15 Alben auf. In seinem Buch „Things The Grandchildren Should Know“ beschreibt er als Lieblingszeitvertreib die Spekulation, wie viel Zeit wohl dereinst zwischen seinem Tod und dem Auffinden seiner Leiche vergehen wird, und ob sich sein Hund Bobby Jr. dann infolge des ausbleibenden Futters an ihm gütlich tun wird.

So extrem sind die Texte der neuen Lieder nicht. Sogar ein Hauch von Selbstkritik scheint im verschummerten „Sweet Scorched Earth“ durch, wenn es heißt: „There's a poison in the hearts of cheerless men, who only want to see it come to an end.“ Eine Art Gift ist auch der Mix aus Elend im Text und Schönheit in der Melodie, der seine Lieder prägt. Auch das 15. Eels-Album macht süchtig.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.07.2018)

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