Frankreichs Song-Contest-Kandidat ist homosexuell, seine Eltern stammen aus Marokko. In sozialen Medien wird er beschimpft und bedroht. Nun wehrt er sich: "Ich bin noch entschlossener, auf all diesen Hass zu reagieren."
Mit seinem Lied "Roi" (König) gewann Bilal Hassani Ende Jänner den Song-Contest-Vorentscheid in Frankreich. Seitdem wird der schwule Franzose mit marokkanischen Wurzeln in den sozialen Netzwerken heftig angefeindet. Hassani tritt mit platinblonder Perücker, auffälliger Schminke und Nickelbrille auf und wirbt in seinem wechselweise auf Englisch und Französisch gesungenen Lied für Akzeptanz. "Ich wollt mich in eine Schublade stecken, wollt, dass ich so bin wie ihr", heißt es in dem Song. "Aber letzten Endes könnt ihr mich nicht ändern."
"Araber mit Perücke" und "Schande für Frankreich" sind noch die harmloseren Schmähungen, die in den sozialen Netzwerken über den 19-jährigen Sänger verbreitet werden. Er werde als "Pädophiler" oder als "Schande" für Frankreich oder den Islam beschimpft, erklärte sein Anwalt. Es gebe zudem Aufrufe zu Gewalt oder sogar Mord. Hassani erstattete inzwischen Anzeige gegen Unbekannt wegen "Beleidigung, Aufruf zum Hass und zur Gewalt sowie homophoben Drohungen", wie sein Anwalt mitteilte.
"Lasst mich in Ruhe, lasst mich bitte leben"
"Es stört viele, dass meine Eltern in Marokko geboren wurden und dass ich schwul bin - das kann man nicht leugnen", sagte er am Sonntag der französischen Zeitung "Le Parisien". "Ich bin stolz darauf, Frankreich zu vertreten. All das trifft mich, es tut mir weh, es betrübt mich, aber ich bin noch entschlossener, auf all diesen Hass zu reagieren." Was er sich wünsche? "Lasst mich. Lasst mich in Ruhe, lasst mich bitte leben", sagte Hassani.
Es gibt auch Unterstützung für den jungen Sänger. "Du machst uns stolz!", twitterte die Anti-Diskriminierungs-Organisation Urgence Homophobie (Notfall Homophobie) nach seinem Sieg.
Femininer als das Vorbild Conchita
Vor vier Jahren wurde der Sänger in Frankreich bei der Sendung "The Voice Kids" mit seiner Cover-Version von "Rise Like a Phoenix" bekannt: dem österreichischen ESC-Siegerlied von Conchita. Die österreichische Kultfigur ist überhaupt Hassanis großes Vorbild. Doch der junge Franzose präsentiert sich femininer als Conchita mittlerweile und trägt etwa keinen Bart.
Die israelische Sängerin Netta hatte im vergangenen Mai mit ihrem Song "Toy" beim ESC in Portugal gesiegt. Deswegen ist Israel 2019 Austragungsort. Der Song Contest findet vom 14. bis zum 18. Mai 2019 in Tel Aviv statt.
>> Das Interview in "Le Parisien"
(Ag./red.)