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Ukraine sagt Teilnahme am Song Contest ab

Ukrainian singer Anna Korsun, known by the stage name MARUV, performs during the Ukrainian national final selection for the Eurovision Song Contest in Kiev
Ukrainian singer Anna Korsun, known by the stage name MARUV, performs during the Ukrainian national final selection for the Eurovision Song Contest in KievREUTERS
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Die Verbindungen des Show-Business "mit dem Aggressorland" Russland seien immer noch eng, heißt es. Vorher sprangen drei mögliche ESC-Teilnehmer ab.

Nun ist es also fix: Die Ukraine will dieses Jahr nicht am Eurovision Song Contest (ESC) teilnehmen. Auslöser der Absage war eine politische Debatte um die Gewinnerin des Vorentscheids: Sängerin Maruv verdient nämlich auch in Russland mit Konzerten Geld.

Singen beim Feind geht aus Sicht eines kleinen, aber einflussreichen Teils der ukrainischen Gesellschaft gar nicht. So muss der ESC heuer also ohne die Ukraine auskommen - obgleich das Land fast ein Schwergewicht beim Bewerb ist: bei 15 Teilnahmen hat die Ukraine mit Ruslana (2004) und Jamala (2016) zweimal gesiegt und es neun Mal in die Top 10 geschafft.

Weder mit Maruv noch mit den Nachplatzierten gab es eine Einigung. Die Gruppe Kazka etwa schrieb bei Instagram: "Unsere Mission ist, die Leute mit Musik zu einen, aber nicht Zwietracht zu säen". Mit "Traurigkeit" reagierte die European Broadcasting Union, die international über den Wettstreit wacht. Doch der Eklat zeigt auch, wie es um die künstlerische Freiheit in dem in die EU strebenden Land steht. Sie wolle keine Werbung machen für die ukrainische Politik, teilte Maruv mit.

Ihr Land sieht sich im Krieg mit Russland - seit bei Kämpfen zwischen prorussischen Separatisten und ukrainischen Soldaten in der Ostukraine Tausende Menschen gestorben sind. Zudem hat sich Russland vor fünf Jahren die laut Völkerrecht zur Ukraine gehörende Schwarzmeerhalbinsel Krim einverleibt. Zu spüren bekam den Konflikt 2017 auch die im Rollstuhl sitzende russische Sängerin Julia Samoilowa, die wegen eines Auftritts auf der Krim in dem Jahr nicht beim ESC in Kiew singen durfte.

Showbusiness auf dem Gebiet des Aggressorstaates

Die öffentlich-rechtliche Fernsehanstalt der Ukraine teilte jetzt mit, der Vorentscheid habe aufgedeckt, dass die Musikindustrie in der Ukraine ein Systemproblem habe. "Die Verbindungen der Künstler mit dem Showbusiness auf dem Gebiet des Aggressorstaates bleiben auch im fünften Jahr des militärischen Konflikts sehr eng", teilte die Anstalt mit. Das sei nicht für alle in der Ukraine tragbar. Diskutiert werden soll deshalb ein Gesetz, dass die künstlerischen Beziehungen mit Russland regelt.

Dass ukrainische Sänger zunehmend Nachteile haben in der Heimat, weil sie auf dem viel größeren russischen Markt mit Texten in dieser Sprache singen, zeigt einiges. Es zeigt auch, wie tief die Gräben zwischen den auch durch verwandtschaftliche Beziehungen und durch die russische Sprache verbundenen Menschen beider Länder sind. Der in Russland sehr populäre Max Barskih etwa sah 2016 sein Konzert in Lemberg im Westen der Ukraine von Nationalisten blockiert. Ähnliches erlebten ESC-Teilnehmerin Ani Lorak und ihre Kollegin Swetlana Loboda, die in Russland leben.

Auch andere populäre Künstler aus der Ukraine wie Irina Bilyk, die Band "Wremja i Steklo", Olga Poljakowa und Iwan Dorn setzen auf Russisch als Sprache, die die Führung in Kiew aber per Gesetz immer mehr aus dem öffentlichen Leben verdrängen will.

Wie Verbrecher würden Künstler in der Ukraine behandelt, meinte der Musiker Andrej Danilko (45), bei ESC-Fans besser als Verka Serduchka bekannt. ESC-Siegerin Ruslana fragte bei Facebook entrüstet: "Was wollen wir damit sagen oder beweisen? Welche Botschaft tragen wir damit in die Welt?"

Tickets für das Finale im Mai: 280 bis 490 Euro

Ungeachtet der Kalamitäten wird am Donnerstagabend der Kartenverkauf für den Eurovision Song Contest beginnen. Tickets für die Shows im Mai könnten ab 19 Uhr (MEZ) über den israelischen Anbieter Leaan erworben werden, wie der für die Übertragung zuständige Fernsehsender Kan sowie die Europäische Rundfunkunion als Veranstalter einige Stunden vor dem Verkaufsstart mitteilten.

Die Preise für das Finale am 18. Mai liegen nach Angaben von Kan zwischen umgerechnet rund 280 und 490 Euro. Tickets für die Proben für die Halbfinal-Shows gibt es allerdings schon ab umgerechnet rund 73 Euro. Die Ticketpreise in dieser Kategorie waren nochmals gesenkt worden, wie eine Sprecherin des ESC in Israel mitteilte. Zuvor hatte es Kritik von Fans an den insgesamt hohen Preisen geben.

(APA/dpa)

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