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Tourneen als administrativer Hürdenlauf?

Werden Tourneen für britische Bands in Zukunft zum administrativen Hürdenlauf?
Werden Tourneen für britische Bands in Zukunft zum administrativen Hürdenlauf?APA/EPA/HERBERT P. OCZERET
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Viele Bands können sich jetzt schon das Leben in Großbritannien nicht leisten. Österreichische Veranstalter sind dennoch vorsichtig optimistisch, dass sie auch in Hinkunft noch hierzulande gastieren werden.

Dass der Brexit auf vielerlei Ebenen ein Schuss ins Knie für die Briten werden wird, scheint noch den wenigsten klar zu sein. Gravierende Folgen wird er für eine der blühendsten Industrien der Insel haben: Für die Musikindustrie. Es gibt jetzt schon viele britische Musiker, die nach Berlin oder nach Paris ausgewandert sind, weil sie sich London nicht mehr leisten können. Oder sie haben überhaupt aufgehört, Musik zu machen. Mit dem Brexit, wenn er in seiner harten Form kommt, fallen Visa- und Zollkosten an, wenn britische Bands auf Europatournee kommen.

Kürzlich haben die USA die Gebühren um 42 Prozent erhöht, falls britische Musiker Hutgeld und Ähnliches verdienen wollen. Eine Folge der Internationalisierung der Szene durch die Digitalisierung und der Erschwernisse für alles Unkommerzielle ist, dass schon zehn Jahre lang keine echte musikalische Innovation von der Insel gekommen ist. Zuletzt Dubstep. Von der Arbeiterklasse kommt auch weniger, da sich niemand mehr ein Bohèmeleben leisten kann. Was bleibt sind die privilegierten Privatschulpopper mit ihrem stromlinienförmigen Hitparadenfutter.

Tourneen britischer Musiker werden künftig wohl zum administrativen Hürdenlauf. Richard Hörmann von Barracuda Music sagt: „Die technische Abwicklung der Shows wird sicherlich betroffen sein. Es wird für britische Produktionen schwerer, in Europa zu arbeiten. Ich rechne damit, dass immer mehr deutsche Firmen diesen Part übernehmen werden.“

Vorbereiten kann man sich nicht. Hörmann bleibt gelassen. „Da nicht einmal die Engländer selbst wissen, was passieren wird, heißt es abwarten und Tee trinken.“ Ewald Tatar, Chef von Barracuda Music und Veranstalter des Nova-Rock-Festivals, rechnet mit Tourneeverschiebungen, sobald sich die Verhältnisse zwischen EU und GB geklärt haben. „Definitiv wird es da zu Problemen beim Transportwesen kommen, das meist britische Firmen abwickeln.“ Nicht nur fürs sperrige Equipment auch für die gemütlichen Nightliner wird es ein Spießrutenlauf werden. Auch Filip Potocki von Arcadia versteht die Welt nicht mehr. „Großbritannien ist doch ein integraler Bestandteil von Europa. Ein Wahnsinn, dass Großbritannien jetzt wegen eines verunglückten Spielchens von David Cameron die Union tatsächlich verlässt.“ Die Folgen fürs Konzertgeschäft beurteilt er als nicht sehr tragisch. „Vorkehrungen, etwa im Versicherungsbereich, haben wir aber schon getroffen.“ Dass es wegen all dieser Unwägbarkeiten in Hinkunft weniger Bands aufs Festland schaffen, glaubt keiner der drei Herren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.03.2019)

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