Pop

Interview: Lukas Plöchls Hip-Hop vom Land

(c) ORF (Ali Schafler)
  • Drucken

Mit „Oidaah pumpn muas's“ stellen die „Trackshittaz“ ihr erstes, erfrischendes Album vor. „Die Presse“ traf Frontman Lukas Plöchl auf einen Plausch.

Die Presse: Wie fad ist es auf dem Land?

Lukas Plöchl: Es ist natürlich weniger los als in der Stadt, aber du lernst Eigeninitiative. Wenn es kein Fitnesscenter gibt, wirfst du halt Baumstämme. Und es kann passieren, dass du dich vor einen Misthaufen stellst und rappst, wie wir es bei „Alloa bam Fraunz“, unserer Version von Stromaes „Alors on danse“, gemacht haben.

Wie begann es mit der Musik?

Ich geb's zu, ich hörte mit vierzehn Jahren 50 Cent. Er verkörperte Coolness und Durchhaltevermögen für mich. Angeregt durch ihn, begann ich, meine ersten Texte zu schreiben. Zuerst sehr pseudogangsterhaft. Da kommt man schnell drauf, dass man das nicht ist. Hochdeutsch hab ich auch bald abgelegt. Mir ging es um pfiffige Aussagen, die ich auch im normalen Gespräch machen würde. Rappen muss man, wie einem der Schnabel gewachsen ist.

War es auch das Außenseitertum eines 50 Cent, das Sie inspiriert hat?

Sicher auch. Ich komm halt aus einer kleinen Stadt. Für viele war ich der erste „Ausländer“, den sie gesehen haben. Ich bin halb chinesisch, halb österreichisch. Wenn mich die Menschen danach gefragt haben, war das immer ein bisserl abwertend. Das „Bist leicht a Chines'?“ klang wie „Hast einen Fünfer auf die Deutsch-Schularbeit?“. Beim Fußball haben die Kinder gerufen: „Schau, wie er rennt, der Chines'“. Solche Sachen stechen schon ein bisserl.

Wie sind Sie auf diese rustikale Mischung aus Rap, Techno und Disco gekommen?

Ich hab immer irrsinnig gerne Hiphop gehört, aber eine Technoscheibe fährt einfach mehr. Wir waren im Studio immer Diener der geilen Sounds. Am Ende kam dieser Partysound raus, über den wir Mundart-Raps legten. Wir wollten nie wie Texta aus Linz so brav in die Alternativ-Schiene.

Warum hat Party so hohen Stellenwert?

Schaut man sich um auf der Welt, findet man überall ein großes Bedürfnis danach. Die Leute wollen nach einem harten Job abschalten. In Österreich gibt es viel zu wenig Party. Das sagt was über die Arbeitswelt.

Wie wichtig war Skeros „Kabinenparty“?

Die Nummer war sicher ein Aufwecker. Aber „Guuugarutz“ ist älter. Ich hab das Stück vor eineinhalb Jahren geschrieben, weil ich mir dachte, ich mach einen Sommerhit auf Dodel.

Einer der neuen Songs nennt sich „Prolet“. Da wird ein negativer Begriff in etwas Positives verwandelt. Wie kam's?

Im Text heißt es: „Ich nehm's als Kompliment, I bin a Scheißprolet.“ Das ist halt auch eine Seite von mir, dieses Extrovertierte, Herzeigende. Wenn ich den Kopf dann wieder eingeschaltet habe, mach ich mir Gedanken darüber. Uns gefällt es, wenn manche glauben, wir wären saudumm. Und vielleicht sind wir's auch ...

Frauen werden bei den Trackshittaz als „Hea“ und „Fruttn“ bezeichnet.

Die Leut bei uns reden so: „Schau dir mal das Weib da drüben an, die ist g'scheit geil.“ Warum soll ich so was nicht in einen Text einbauen? Ich hab kein komisches Bild von der Welt der Damen. Man muss das mit Humor nehmen. Ich bekomm gerade als Wunschkennzeichen „Fruttn 1“.

Was halten Sie von Kollegen wie Money Boy?

Ich hör mir seine Sachen gerne an. Der hat verstanden, wie man Youtube nützt. Dass er kein Eminem ist, weiß er. Das bin ich auch nicht. Man muss nicht das Supertalent haben, um überhaupt berechtigt zu sein, etwas zu machen. Er macht, die anderen reden nur. Deshalb hat er meinen Respekt.

Waren Sie immer schon ein bisserl die Rampensau, oder wurde da gecoacht?

Wenn ich auf die Bühne gehe, bin ich auf positive Weise aufgeregt. Es ist keine unangenehme Nervosität. Wenn du dann oben stehst, öffnet sich nach den ersten Klängen etwas in dir, und du bist völlig locker. Ich zumindest. Es ist wohl eine Gabe. Sido hat versucht, mir etwas von der Berliner Coolheit einzuimpfen. Aber das bin ich halt nicht.

Auf einen Blick

Lukas Plöchl, BWL-Student aus Freistadt, gründete im Frühjahr 2010 mit Manuel Hoffelner das Hip-Hop-Duo Trackshittaz. Mit dem Titel „Alloa bam Fraunz“ wurden sie via Youtube bekannt. Im Herbst nahm Plöchl an den „Helden von morgen“ teil und wurde im Jänner Zweiter. Mit „Oida taunz!“ und „Guuugarutz“ erreichten die Trackshittaz Platz eins der Singlecharts. „Oidaah pumpn muas's“ ist nun das erste Album. Plöchl ist einer der möglichen Kandidaten für den Song Contest (Entscheidung am 25. Februar).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.02.2011)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.