Peter Alexander: Mondscheinmelodien

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Klamauk und Schnulze: Peter Alexanders Frühwerk.

Für André Heller war die Musik Peter Alexanders „ein Brechmittel, das man in Apotheken verkaufen sollte“. Aber längst sind die Zeiten vorbei, in denen man den Schlager noch lustvoll als Inbegriff des Massenkonsumartikels verurteilen konnte. Heute bedenken selbst Philosophen das triviale Genre mit profunden Gedanken, seufzen Verkaufsdirektoren von Plattenfirmen, wenn sie an die einstigen Umsätze denken. Zum heurigen Gedenkjahr (fünfter Todestag am 12. Februar, 90. Geburtstag am
30. Juni) halten sie frische Produkte feil. Die Kompilation „Servus“ macht den Anfang, ihrerseits eröffnet durch den „Badewannentango“, ein fröhliches Lied, das die schicksalshafte Verknüpfung von Mensch, Wasser und Seife aufgreift. Viele Lieder sind Filmschlager mit hohem Klamaukfaktor, etwa das „Graf Bobby Lied“, ein Duett mit Gunther Philipp. Das unerbittlich Sentimentale, das spätere Aufnahmen Alexanders kennzeichnet, findet sich auf „Servus“ nur in Spurenelementen. Etwa in der Countryschnulze „Heartaches By Numbers“, die Alexander als „Ich zähle täglich meine Sorgen“ zum Hit herzte. Von internationaler Anmutung war auch seine Adaption von Wilma Goichs „Gli Occhi Miei“, das Tom Jones als „Help Yourself“ 1968 zum Hit machte. Bei Alexander hieß der fröhliche Liebessong ein wenig anzüglich „Komm und bedien dich bei mir“. Lasziv ist auch „Eventuell“, das kesse Duett mit Caterina Valente. Vorsichtig sondiert Alexander hier die Möglichkeiten: „Wenn ich bei Tanzmusik dir tief ins Auge blick’, dann fühl’ ich ganz genau, dass du nicht böse bist.“ Dieses charmante Tête-à-Tête wurde 1955 mit Platz fünf in der deutschen Hitparade belohnt. In den heimischen Charts reüssierte Alexander erst zehn Jahre später. Zunächst mit dem schamhaften „Schenk mir ein Bild von dir“, dann mit dem entzückenden „Fräulein Wunderbar“.

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„Bambina“. Den schmalzigen Italien-Schlager, den Udo Jürgens bald verweigerte, sang Peter Alexander Ende der Fünfziger noch mit viel Leidenschaft. Erst das melancholische „Bambina“, das die Vorzüge von jugendlichen Habenichtsen lobt. Ein Jahr später die köstlich triste Fortsetzung „Tschau Tschau Bambina“, bei der es schon dicke Tropfen auf das junge Glück regnete. Mit juvenilem Ungestüm interpretiert Alexander den „Kriminaltango“, flötet eine schöne Minne namens „Mondscheinmelodie“. Die eingestreuten Wienerlieder wirken ein wenig aufgesetzt. Authentizität entwickelte der später seine Bubenhaftigkeit bis zur Vergreisung praktizierende Alexander ja einzig in den Balladen. (Universal)

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