Steve Winwood: Mister Fantasy

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Steve Winwood kehrt zu den erdigen Sounds zurück.

Im nächsten Mai wird das ehemalige Wunderkind aus Birmingham auch schon 70 Jahre alt. Mit 15 Jahren rieb Steve Winwood bereits die Hammond-Orgel für die Spencer Davis Group und schrieb mit Stücken wie „I’m A Man“ und „Gimme Some Lovin’“ Welthits. Mit 19 Jahren verließ er die Erfolgsband, um zu neuen Ufern aufzubrechen. Mit Jim Capaldi, Chris Wood und dem Amerikaner Dave Mason gründete er Traffic, eine der charismatischsten Bands der späten 1960er- und frühen 1970er-Jahre. Die Soundentwicklung, die Traffic zwischen 1968 und 1974 durchmachte, illus­triert aufs Schönste, wie sich die europäischen Hippies von der Gegenkultur zum Mainstream hinbewegten. Dazwischen realisierte Winwood grandiose Nebenprojekte, von der Arbeit mit Jimi Hendrix auf „Electric Ladyland“ bis hin zur Beteiligung an Supergroups wie der „Blind Faith“ (gemeinsam mit Eric Clapton) oder – Mitte der Siebziger – Stomu Yamashtas „Go“. Die Solokarriere begann 1977 mit dem Album „Steve Winwood“ und Liedern wie „Time Is Running Out“ und „Midland Maniac“ ebenfalls auf dem höchsten Level. Danach verlor sich Winwood für etliche Jahre in sterilen Synthesizersounds. Zu allem Unglück hatte er damit auch etliche Main­stream-Radiohits, wie „Valerie“, was ihn nicht dazu ermutigte, mit dem Unfug aufzuhören. Erst 2003 kehrte er mit „About Time“ zu den erdigen Sounds seiner frühen Jahre zurück. 2008 nahm er mit „Nine Lives“ das beste Soloalbum seit seinem Debüt auf. Das größte Wunder daran? Seine glühende Sangesstimme verband immer noch Dringlichkeit mit Eleganz. Das tut sie auch auf dem eben erschienenen Album „Greatest Hits Live“, auf dem er mit einer hochkarätigen Band und würdiger Instrumentierung seine Karriere Revue passieren lässt.

„Greatest Hits Live“: mit vielen Songs aus dem Traffic-Repertoire.
„Greatest Hits Live“: mit vielen Songs aus dem Traffic-Repertoire.(c) Beigestellt

Zeitlos schön. Im Opener „I’m A Man“ singt Steve Winwood sein lebenslanges Glaubensbekenntnis: „I got no time for lovin’, cause my time is all used up, I stand outside creatin’ all the groovy kinds of love.“ Den Kern dieses Doppelalbums bildet das zeitlos schöne Repertoire der Traffic-Ära. Auf „Rainmaker“ klingt er immer noch so bubenhaft schüchtern wie auf der Originaleinspielung von 1971. Auch „Empty Pages“, „Dear Mr. Fantasy“, „40000 Headmen“ und „John Barleycorn“ klingen erstaunlich empfindsam. Die große Überraschung sind dann Stücke wie „Higher Love“, „Arc Of A Diver“ und „While You See A Chance“, die man nur im hässlichen Ornat der Achtzigerjahre-Keyboard-Musik kannte. In dieses Set eingepasst entwickeln sie Traffic-Qualität. Einfach famos! ­(Wincraft Music/Hoanzl)  

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