Leonardo und der Eisberg

Bodega aus Brooklyn.
Bodega aus Brooklyn.
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Art-Punk aus Brooklyn: Das Zwei-Frauen-drei-
Männer-Quintett Bodega zeigt sich auf seinem Debütalbum „Endless Scroll“ betont zivilisationskritisch.

Bodega: „Jack in Titanic“. Gitarrenriffs sind im fortschreitenden 21. Jahrhundert circa so cool wie der Spielfilm „Titanic“, also nicht sehr. In diesem Song finden die beiden aber zusammen zu ausgeprägter Lässigkeit – die dadurch verstärkt wird, dass hier die (spezifisch männliche) Lässigkeit zugleich glorifiziert und belächelt wird. Das Riff säuft schon zu Beginn programmatisch ab und weicht einem drögen Geschrammel und Geklopfe, das Ältere an die Strokes, noch Ältere an Velvet Underground erinnern wird. „No-one is as salty as the seven seas except me and Jack in Titanic“, singt Ben Hozie: „And no-one dances, writes or fights or fucks or makes love quite like me except Jack in Titanic.“ Dann kommt eine unverfroren melodiöse Bridge mit Beschwörung der Jugend, aber kein Refrain, wer braucht denn so etwas. Am Ende schreit die Gitarre noch ein paarmal wie ein kleines Säugetier, bis sie auch einfriert. Endstation Coolness.

Den Song der Woche küren allwöchentlich Thomas Kramar („Die Presse“) und Christoph Sepin (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 Uhr und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und fm4.ORF.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.05.2018)

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