Anja Plaschg: Hier schmilzt ein Eismeer

Soap&Skin: „Heal“
Soap&Skin: „Heal“(c) Beigestellt
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Anja Plaschg, geboren 1990 im steirischen Ort Gnas, musiziert seit 2008 als Soap&Skin. Im Oktober erscheint ihr drittes Album, es heißt „From Gas to Solid/You Are My Friend“.

Soap&Skin: „Heal“. Mit einem Bild des Meeres beginnt das Video zu diesem Song. „Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns“, schrieb Franz Kafka. Viele Songs von Anja Plaschg alias Soap&Skin klangen nach gefrorenem Meer, der neue klingt nicht nach einer Axt, um es zu brechen, eher nach einem sachten Feuer, um es allmählich zu schmelzen. Zu sanften Arpeggios ist gleich zu Beginn von einem Bündel aus – wohl seelischen – Narben die Rede, und bald wächst die Frage: „Do we heal?“ Wenn Plaschg dann nach einer reizvoll bizarren Jodeleinlage die Angst verabschiedet – „Fear used to be near here, but won't anymore“ –, erinnert das in seiner Bestimmtheit an John Lennons Selbstanalyse in „God“, an seine Absage an das Irreale, auch Traumhafte. Dann vibriert die Musik wie eine Sommerwiese, eine Trompete geleitet uns hinaus, zum Schluss hört man noch eine Kinderstimme: „I have no fear.“ So soll es sein, so wird es sein.

Den Song der Woche küren allwöchentlich Thomas Kramar („Die Presse“) und Christoph Sepin (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 Uhr und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und fm4.ORF.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.08.2018)

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