Lied eines ängstlichen Zeitgeists

Cass McCombs.
Cass McCombs.
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Cass McCombs, geb. 1977 in Kalifornien, lebt nomadisch: Für seinen Grabstein wünscht er sich die Inschrift „Home At Last“. Im Februar erscheint sein neuntes Album „Tip of the Sphere“.

Cass McCombs: „Sleeping Volcanoes“. „Come, Armageddon, come!“, rief Morrissey einst in „Everyday Is Like Sunday“ (das übrigens das allererste Lied in dieser Kolumne war), „Help me, Armageddon!“, singt Cass McCombs hier. Wie kommt der Weltuntergang ins Lied? Und was meint der Sänger mit den schlafenden Vulkanen, die, wie er sonor, aber hastig singt, jederzeit ausbrechen können? Warum fühlt er sich wie im Kuckucksland? Und wer ist das Wir, das „all over the world“ ist? Die Flüchtlinge, die, wie es an anderer Stelle heißt, durch die Bäume stieben? Es ist ein diffuses Unbehagen, das McCombs hier ausdrückt, angetrieben durch hastig zerlegte Gitarrenakkorde, durch abgehacktes Schlagzeug: Alles ist ja noch gut, aber das Idyll könnte brechen, „until the next world, the third world or the next world war“. McCombs verspottet die Ängste nicht, predigt sie auch nicht, zeichnet nur das dichte Bild eines seltsam verschreckten Zeitgeists.

Den Song der Woche küren allwöchentlich Thomas Kramar („Die Presse“) und Christoph Sepin (Radio FM4). Zu hören ist er am Sonntag zwischen 19 Uhr und 21 Uhr auf FM4. Weitere Infos auf www.diepresse.com/songderwoche und fm4.ORF.at.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.11.2018)

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