"Tote Mädchen lügen nicht": Grausamkeiten am Pausenhof

(c) Beth Dubber/Netflix
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Am Freitag startet die zweite Staffel von "Tote Mädchen lügen nicht" auf Netflix. Das Schulklima an der Liberty High bleibt gewohnt rau: Jessica leidet unter dem "Slut-Shaming" nach ihrer Vergewaltigung.

Eigentlich war Clay immer einer von den Braven. Jetzt flitzt er mit seiner neuen Freundin auf dem Moped - rote Ampel hin oder her - zum Tätowierer. Fünf Monate sind seit Hannahs Selbstmord vergangen, der Heilungsprozess der Charaktere aus der Netflix-Serie „Tote Mädchen lügen nicht“ ist aber noch lange nicht abgeschlossen. Und auch wenn Clay verzweifelt versucht, so etwas wie Normalität aufrecht zu erhalten: Hannah lässt ihn nicht los. Immer wieder erscheint sie ihm als sprechende Halluzination, als täuschend lebendiger Geist mit frechem Mundwerk.

Nachdem die erste Staffel von „Tote Mädchen lügen nicht“ (Originaltitel: „13 Reasons Why“) ordentlich Staub aufwirbelte, ist ab Freitag die Fortsetzung des fiktiven Suizid-Dramas rund um die 17-jährige Hannah Baker auf Netflix zu sehen. Auf Audiokassetten gibt Hannah in den Episoden der ersten Staffel ihren Mitschülern die Schuld an ihrem Selbstmord - unter anderem Clay, einer der wenigen sympathischen Figuren der Serie. Er und seine Mitschüler kämpfen auch noch in der zweiten Staffel mit den Folgen von Hannahs Suizid.

Polaroids statt Kassetten

Jessica kämpft mit gemeinem Mobbing
Jessica kämpft mit gemeinem Mobbing(c) Beth Dubber/Netflix

Die viel kritisierte Darstellung des Teenager-Selbstmordes bleibt in der zweiten Staffel Mittelpunkt der Handlung. Netflix warnt, bevor die erste Folge abgespielt wird: Was jetzt kommt, kann psychisch labile Menschen verstören. Praktisch, damit überlässt Netflix die Verantwortung dem Zuseher. Schauspieler Dylan Minnette, alias Clay, gibt in dem eingespielten Clip Ratschläge bei Suizidgedanken: “Wende dich an deine Eltern, einen Freund, einen Beratungslehrer oder einen Erwachsenen, dem du vertraust.“Für Hannah Baker kommt dieser Rat zu spät. Ihre Mutter startet einen Prozess gegen Hannahs Schule, niemand habe dort etwas gegen das Mobbing ihrer Tochter unternommen. In der Liberty High School geht das grausame Mobbing währenddessen weiter – verbal sowie körperlich. Der reguläre Schulunterricht hat wieder begonnen und auf Polaroid-Fotos gekritzelte anonyme Botschaften liegen in den Spinden der Teenager. Auch Jessica, Hannahs ehemalige Freundin, ist zurück an der Liberty High und trifft auf ihren Vergewaltiger Bryce. Den scheinen die Vorkommnisse an der Schule als einzigen kalt zu lassen - Jessica ist gleichzeitig Opfer von sexistischen Beleidigungen und Drohungen in blutroter Schrift. Man ahnt: Noch lange sind nicht alle Geheimnisse der Teenager gelüftet.

Wie in der ersten Staffel greift auch die Fortsetzung von „Tote Mädchen lügen nicht“ die Verharmlosung von Vergewaltigungen und „Slut-Shaming“ unter Teenagern auf - ein Thema, das locker genug Stoff für zwei Staffeln bietet. Das sind zwar keine 13 Gründe, aber zumindest einer, warum man auch der zweiten Staffel eine Chance geben kann.

Notfallnummer: Unter der Nummer 147 sind die Berater von Rat auf Draht rund um die Uhr für Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene und deren Bezugspersonen da. Die Beratung ist anonym und kostenlos – und zu jedem Thema, das Kinder und Jugendliche beschäftigt.

Hilfesuchende können sich weiters an das Kriseninterventionszentrum Wien wenden: www.kriseninterventionszentrum.at

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