"The Detour": Eine Serienfamilie auf dem Highway

 Solche Fratzen! Gleich kurz nach Beginn des Trips halten die Kinder das Schild „Hilfe, wir wurden gekidnappt“ ans Autofenster: Die Trucker rufen die Polizei.
Solche Fratzen! Gleich kurz nach Beginn des Trips halten die Kinder das Schild „Hilfe, wir wurden gekidnappt“ ans Autofenster: Die Trucker rufen die Polizei.(c) Sky
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Eigentlich wollten sie ja nach Florida fliegen! In "The Detour" (Sky) entgleist ein Familienurlaub.

Der Sommerurlaub war von langer Hand geplant. Eine ganze Woche lang nur Strand und Sonne! Was der Vater seiner Familie verschweigt: Er hat gerade seinen Job verloren. Weil die Tickets nach Fort Lauderdale aber von der Firma bezahlt wurden, müssen die Parkers das Auto nehmen. Das entdecken die anderen zum Glück erst am Morgen, Papa ist die Nacht durchgefahren, statt sie beim Flughafen abzuliefern, und eröffnet der verschlafenen Familie die Planänderung bei Morgengrauen. „Wird doch lustig, Kinder.“

Die finden das freilich gar nicht und halten ein Schild ans Autofenster: „Hilfe, wir wurden gekidnappt.“ Was für den ersten in einer Reihe von Zwischenfällen sorgt. In der Folge finden sich die Parkers statt in einer Eisdiele in einem Striplokal wieder, das Banana Cream heißt, das Auto landet im Straßengraben, weil Daddy die Fahrkünste des Sohnes überschätzt, die Mutter erwischt zu viel Marihuana, die anderen verdorbene Austern, und in einem Restaurant, das sich mit der Ehrenrettung der spanischen Eroberer einen Namen gemacht hat – immerhin haben sie nur Gottes Willen ausgeführt, als sie die Indigenen abgeschlachtet haben –, kommt es zu wütenden Debatten zum Thema Political Correctness. Darf man „Schieße auf den Schlitz!“ rufen, wenn das Ziel ein Loch in der Rüstung eines japanischen Ritters ist? Noch dazu, wo der Japaner als solcher nicht zu erkennen ist, weil er einen Helm mit heruntergeklapptem Visier trägt?

Nebenbei läuft in „The Detour“, derzeit bei Sky zu sehen, ein Krimi ab. Die Firma hat nämlich versucht, ein Verbrechen zu vertuschen, der Vater wollte es an die Öffentlichkeit bringen und hat die Daten und Beweismittel einem Blogger übergeben, der nicht weiß, wie man Reuters ausspricht und überhaupt keine Lust hat, etwas zu recherchieren. Wikipedia reicht doch! Eine Serie mit treffenden Dialogen, vor allem, wenn es um die Dynamik innerhalb der Familie geht. Und mit einem sehr amerikanischen Humor.

„The End of the F***ing World“. Wer britischen Humor lieber mag, ist bei „The End of the F***ing World“ gut aufgehoben: Ein Teenager, der von Kindesbeinen an gern Kaninchen und andere Kleintiere abschlachtet und jetzt ein menschliches Opfer sucht, trifft in der Highschool auf eine wohlstandsverwahrloste und ziemlich trotzige Gleichaltrige. Er möchte sie umbringen, sie ihn manipulieren, ein interessantes Paar. Gemeinsam beschließen sie, auszureißen – sie schnappen sich den Wagen seines Vaters. Der eigentliche Roadtrip dauert dann nicht allzu lange, als sie sich an seinem Gemächt zu schaffen macht, fährt er den Karren gegen den Baum. Totalschaden. Was die beiden nicht aufhält. Wie es sich für einen anständigen Roadtrip gehört, eskaliert die Sache.

Ein schräges, dabei in der Beobachtung subtiles Werk, das seit Jänner auf Netflix zu sehen ist. Die Lehre aus dieser Serie: Ein Roadtrip klappt auch zu Fuß. Manchmal sogar besser als mit dem Auto.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.08.2018)

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