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Gott und Gewalt: So gut sind die neuen Serien auf Netflix, Amazon und Sky

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Eine Teenager-Gesellschaft, ein kindischer Gott, ein immer noch unmoralisches Angebot – und ein Staraufgebot von Renée Zellweger über Daniel Radcliffe bis Meryl Streep: Die „Presse“ wirft einen Blick auf die neuen Serien.

Too Old To Die Young

Grausam und cool
Auf Amazon

Nein, diesem Polizisten möchte man nicht über den Weg laufen: Erklärt erst, seine zu anhängliche Freundin umlegen zu wollen, erpresst dann eine junge Frau, die bei Rot über die Straße gefahren ist, und steht außerdem auf der Payroll eines Kartells. Fast ist man froh, dass er in den ersten zehn Minuten spektakulär das Zeitliche segnet – nur sind die anderen Charaktere nicht viel sympathischer: Nicolas Winding Refn, Regisseur von „Drive“, erzählt eine düstere Geschichte von Gier, Gewalt und Grausamkeit, die in der alles versengenden Sonne Mexikos oder den schummrigen Hinterzimmern verrufener Lokale in Los Angeles spielt, wo die Huren sich nicht einmal mehr zu einem Lächeln aufraffen können, so fertig sind sie. Das ist dicht, spannend, erschreckend und nicht selten auch skurril, wenn etwa Polizisten zum Team-Building die Kreuzigung Christi nachspielen. Auf der Negativseite: Miles Teller (der begabte Schlagzeuger aus Whiplash“), Augusto Aguilera und Cristina Rodlo müssen durchwegs die gleichen reglosen Mienen zur Schau tragen wie einst Ryan Gosling in „Drive“, was spätestens nach drei Folgen à einer Stunde doch seinen Reiz verliert – genauso wie die endlos zerdehnten Dialoge und Aufnahmen in Zeitlupe. (best)

Miracle Workers

Gott hat keine Lust mehr
Auf Sky

Mit Gebeten ist es ein Dilemma: Bekommt einer den Lottogewinn, geht ein anderer leer aus, und der Regen, der hier die Ernte rettet, kann dort zu einer Taifunkatastrophe führen. Die Welt ist ein komplexes Gefüge – also mischt sich Gott (Steve Buscemi als egozentrische Couchpotato) gar nicht ein und überlässt die Führung einem behäbigen Engel-Beamtenapparat. Als er die Erde, dieses misslungene Experiment, überhaupt sprengen will, kämpft ein Team aus der Abteilung für unerhörte Gebete (u. a. Daniel Radcliffe) für ihren Erhalt. Eine kurzweilige, gar nicht gottesfürchtige Serie mit lustigen Details – etwa einem Entwicklungsbüro für neue Spezies. (kanu)

What/If

Renée Zellweger, ganz diabolisch
Auf Netflix

Die Idee klingt ja gut: Mehr als 25 Jahre nach dem Filmklassiker „Ein unmoralisches Angebot“ (mit Robert Redford, Demi Moore und Woody Harrelson) wird die Handlung erneut erzählt, diesmal aber werden die männlichen und weiblichen Rollen getauscht und der Plot in Serie gesetzt. Renée Zellweger spielt die steinreiche, sehr erfolgreiche, aber einsame Risikoinvestorin Anne Montgomery. Jane Levy und Blake Jenner sind das immer noch sehr verliebte Ehepaar Lisa und Sean. Sie braucht dringend Geld in Millionenhöhe für ihr medizinisches Start-up, Montgomery ist bereit, zu investieren, wenn sie eine Nacht mit Sean verbringen kann. Leider geht die Story abseits der Sache mit dem dem Gender Flipping nicht auf. Schon nach der dritten Folge wird es langweilig, platt und zu durchschaubar. Ein Plus geht an die umwerfende Renée Zellweger. (awa)

Big Little Lies (Staffel zwei)

Noch mehr Lügen und Stars
Auf Sky

Sie sind wieder da, die phasenweise reichen und schönen Mütter der kalifornischen Kleinstadt Monterey. Zu ihnen und ihren Lügen gesellt sich in der zweiten Staffel nun Meryl Streep als scharfzüngige Schwiegermutter von Celeste (Nicole Kidman), der sie kein Wort glaubt. Mit Madeline (Reese Witherspoon) liefert sie sich herrliche Wortgefechte. Und wir ahnen: Es wird noch mehr verschmierte Mascara geben. Die Lügen der ersten Staffel hängen den Frauen nach – und weitere Traumata brechen auf. Die preisgekrönte HBO-Serie kundschaftet weibliche Autonomie in einer grellen amerikanischen Umgebung aus. Unbedingt empfehlenswert. (rovi)

The Society

Mystery-Teenie-Drama
Auf Netflix

Eigentlich ist das, was in „The Society“ passiert, der Traum aller Teenager: Als sie auf dem Weg zur Outdoor-Woche wegen eines Unwetters umdrehen müssen und nach West Ham zurückkehren, finden sie die Kleinstadt völlig verlassen vor. Keine Erwachsenen, kein Schulbetrieb und vor allem: keine lästigen Eltern! Weil es aber kein Traum, sondern ein Albtraum ist, in dem das Grüppchen durch mysteriöse Umstände landet, folgt auf die ausgelassene Party- die lästige Katerstimmung. Was tun, wenn es plötzlich keine Polizei, keine Respektspersonen, keinen Pfarrer, keine Regeln mehr gibt? Kann es eine völlig neu entstehende, junge Gesellschaft besser machen?
Das ist das Interessante an der Serie „The Society“: Sie zeigt, wie sich Jugendliche zusammenraufen, wie sie neue Führer akzeptieren und stürzen, wie jeder in eine Aufgabe wächst – u. a. Allie (Kathryn Newton; „Ben is Back“) als Bürgermeisterin. Es gibt Sex, Drogen, Crime, Bandenbildung, Umstürze und eine Schwangerschaft. Es ist wie ein zehn Episoden langes, anschauliches sozialpolitisches Experiment, das bis auf den Mysteryfaktor (vielleicht schafft eine zweite Staffel Aufklärung?) ziemlich realistisch ist. Das verheißt nichts Gutes . . . (i.w.)

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