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Von Tierbefreiern und Planetenrettern: (Umwelt-)Aktivisten auf Netflix, Amazon & Co.

Erin Brockovich
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Vor etwa einem Jahr brachte Greta Thunberg frischen Wind in die Umweltbewegung. Ihr Engagement wird kontrovers diskutiert. Und wie stellen Filme (Umwelt-)Aktivisten dar? Fünf Exempel zum Streamen.

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Erin Brockovich

Von Steven Soderbergh, 2000
Zu sehen auf Netflix und Amazon

Wie wird man (Umwelt-)Aktivist? Galionsfiguren umweht oft eine Aura des Prophetischen. Sie wirken wie Berufene, manche würden sagen: wie Fanatiker. Dabei kann man in Aktivismus auch hineinrutschen. Wie Erin Brockovich. Arbeitslos, alleinerziehend, ohne Uni-Abschluss. Nach einer gescheiterten Schmerzensgeldklage landet sie als Schani in der Kanzlei ihres Anwalts. Und stößt zufällig auf Spuren einer skandalösen Vertuschung: Grundwasserverschmutzung durch einen Energiekonzern. Hunderte sind betroffen, die Spätfolgen letal.
Erin sagt der Industrie den Kampf an. Pünktlich zur Jahrtausendwende reüssierte diese sonnige, optimistische Antwort auf Verschwörungsthriller wie „Silkwood“ und „The Pelican Brief“. In Letzterem mimte Julia Roberts noch eine unbedarfte Studentin. Hier strotzt sie nur so vor Chuzpe und Selbstbewusstsein. Mit Bauernschläue, losem Mundwerk, strahlendem Lächeln und offensiver Oberweite zeigt sie seelenlosen Anzugträgern, wo der Hammer hängt – alles im Namen des Volkes. Dafür setzte es den Schauspieloscar. Trotz Realitätsbasis ein (charmant inszeniertes) Hollywood-Märchen, in dem Umweltbewusstsein kaum eine Rolle spielt. Umso mehr das gute Geld: Am Schluss ist die Gerechtigkeit ein Scheck.

The East

Von Zal Batmanglij, 2013
Zu sehen auf Sky

Ökologie und Dramaturgie gehen schlecht zusammen. Z. B. Klimakrise: ein globales Problem. Wer ist der Bösewicht? Die Menschheit? Abseits von Katastrophenfilmen und Themendokus kein gutes Feindbild. Die vage Ahnung einer unbequemen Wahrheit? Hauptfiguren brauchen bessere Beweggründe. Daher setzen so viele Filme über Umweltaktivisten auf Personalisierung, skrupellose Unternehmen, auf Einzelschicksale und Vergeltungsdrang. So auch der Thriller „The East“.
Eine Ex-FBI-Agentin (Brit Marling) infiltriert im Auftrag einer Sicherheitsfirma die titelgebende Aktivistenzelle, berüchtigt für spektakuläre Rachestreiche gegen „schuldige“ Konzernchefs. Nach und nach gewinnt sie ihr Vertrauen, entwickelt zugleich Sympathien für die Aussteiger und ihren Anführer (Alexander Skarsgård). Doch deren Aktionen werden immer heftiger, grenzen an Terrorismus. Wie die Protagonistin pendelt der Film zwischen Abscheu und Verständnis, lotet Grauzonen aus. Letztlich schlägt er sich eher auf die Seite des „Ostens“, dessen Mitglieder meist private Hühnchen zu rupfen haben, sucht aber den Kompromiss. Dass es dabei nicht immer glaubwürdig zugeht, kompensiert der gut geölte Spannungsmotor.

Okja

Von Bong Joon-ho, 2017
Zu sehen auf Netflix

Tierschützer kommen in Spielfilmen seltener gut weg als man meinen könnte. Mal erscheinen sie als gewaltbereite Tölpel, deren Aktionen Katastrophen befördern („28 Days Later“), mal als eitle Narren, deren Protest wirkungslos bleibt („12 Monkeys“; auf Netflix und Amazon). Fast schon putzig hingegen, wie der Südkoreaner Bong Joon-ho (dessen jüngster Film „Parasite“ unlängst die Goldene Palme in Cannes gewann) in seinem wilden Genremix „Okja“ die reale, militante Animal Liberation Front als liebenswerte Supergutmenschen porträtiert, die ständig über ihre eigenen ethischen Ansprüche stolpern. Man muss sie nicht mögen – solange man nur das titelgebende Riesenschwein ins Herz schließt.

First Reformed

Von Paul Schrader, 2018
Zu sehen auf Amazon

Millennials, so liest man des Öfteren, wollen keine Kinder in die Welt setzen, weil die Konsequenzen des Klimawandels nicht absehbar sind. Die Umweltfrage ist für sie existenziell. Einer der ersten Filme, der diese Haltung thematisiert, ist Paul Schraders bemerkenswerte Bergman- und Bresson-Hommage „First Reformed“, von vielen Kritikern als Comeback des Regisseurs und „Taxi Driver“-Autors gefeiert. Ethan Hawke spielt darin einen Pfarrer, dessen Begegnung mit einem verzweifelten Klimaaktivisten eine tiefe Glaubenskrise in ihm auslöst. Ein strenges, sprödes, darob nicht weniger mitreißendes, zuweilen abgedrehtes Stück spirituellen Kinos, dessen Stille lange nachhallt.

Captain Planet and the Planeteers

Zeichentrickserie, 1990

„Captain Planet, he's our hero / Gonna take pollution down to zero!“ Wer als Neunziger-Kind Fan der kultigen Zeichentrickserie „Captain Planet“ war, hat ihren Titelsong heute noch im Kopf – auch wenn ihre Umweltschutz-Botschaften längst vergessen sind. Das demonstrative Edutainment-Konzept der Show wirkt albern, war aber erstaunlich erfolgreich. Eine multiethnische Teenie-Truppe wird von Erdgöttin Gaia mit Ringen ausgestattet, die den Titelhelden beschwören können: Einen grünhaarigen Supermann, der ölhungrigen Schweinigeln und anderen Umweltsündern das Handwerk legt. Sein nach wie vor aktuelles Motto: „The power is yours!“ Zu sehen auf dem Vimeo-Kanal der „Captain Planet Foundation“.

https://vimeo.com/showcase/4114639

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