Das heurige Motto des Eurovision Song Contest lautet „Dare to Dream“. 41 Teilnehmer träumen vom Sieg in einem Wettbewerb, in dem selten der Beste gewonnen hat. Zehn Favoriten.
Es ist wieder so weit. Alle Daumen werden benötigt für das große Hit-or-Miss-Spiel des Eurovision Song Contest. Geringe Aufmerksamkeitsspanne? Arthritis? Egal, es muss gevotet werden. Alle, auch jene, die sich sonst nicht für Musik interessieren, sind dabei beim großen Scherbengericht. Nationalisten und Anarchisten, Pathetiker und Scherzkekse, sie alle werden sich mit wild wuchernden Vorurteilen und kühnen Projektionen einbringen in diese Wahl. Auf der Strecke bleibt meist die Musik. „Die Presse am Sonntag“ hat deshalb die zehn musikalisch interessantesten Songs aus dem heurigen Angebot herausgekitzelt.
Aserbaidschan
Eigentlich handelt das vom 28-jährigen Chingiz gesungene „Truth“ von einer vergifteten Beziehung. „I'm in the mirror, so freaking bitter, but I've gotta get through“, lauten die ersten Zeilen. Soundmäßig beginnt der Song mit bedrohlichem Grollen und beschaulichen Lautenklängen, ehe wüste Synthies und Beats einsetzen. Der bärtige Hipster singt mit unwiderstehlichem Hang zur Euphorie. Tolle Melodie!
Island
Die sonst in Reykjavík ordinierende Fetisch-Rock-Band Hatari mischt in ihrem heftig pumpenden Beitrag „Hatrio Mun Sigra“ wüste Industrial-Sounds mit betörendem Discogesäusel. Ihr putzig-kriegerischer Gestus könnte sie, wie einst die Finnen Lordi, ganz nach oben katapultieren. Die Band will ihre Teilnahme für eine Kritik an der israelischen Politik nützen. Mal sehen.