Frühstück bis 16 Uhr, eine Dazwischenlösung fürs Rauchen, belegte Brote für Hipster sowie viele junge Menschen gibt es im kleinen Figar in Wien Neubau.
Das mit dem Rauchen ist hierzulande ja so eine Sache. Eine, die man typisch österreichische Lösung nennen kann. Es gibt – wie so oft – nicht nur die Ja- und die Nein-Fraktion, sondern eine ganz breite Fraktion dazwischen, die auf „vielleicht“, „ein bisschen“, „hin und wieder“ oder „wenn keiner herschaut“ setzt. Das neue Figar in der Kirchengasse im Siebten gehört offenbar zur Dazwischen-Fraktion. Denn Rauchen darf man in dem schlauchförmigen Lokal eigentlich schon, aber eben erst ab 18h.
Immerhin soll in dem Lokal, das ein bisschen viel auf das Dazwischen setzt (Frühstücks-, Brunchrestaurant, Café, Bar) auch gegessen werden. Und nicht jeder braucht beim Frühstück schon den Duft einer Gauloises in der Nase, auch wenn das Frühstück bis 16h serviert wird. Das schaffen wir aber ohnehin nicht, deshalb wird bei unserem Besuch schon gepofelt. Was aber genauso wie im Nachbarlokal, der Bar Le Troquet, nicht als Erstes auffällt, im Gegensatz zur recht prominenten Werbung einer italienischen Kaffeemarke. Immerhin ist der Inhaber ein Quereinsteiger aus der Werbebranche. Das Lokal sieht aus, wie es für einen solchen – und an einer solchen Adresse – eben aussehen muss: Die eine Wand besteht aus roten Ziegeln, die andere ziert ein Street-Art-Werk. Dazwischen Bistrotische, Retromöbel, kunstvoll designte Lampen, eine weiße Bar.
Abends wird hier die Hipster-Interpretation des belegten Brots serviert. Während das in den 1990ern mit Käse überbacken sein musste, geht heute nichts mehr ohne Joseph-Brot. Das Beefsteak (rund zwölf Euro) wird auf einem solchen gemeinsam mit geschmorten Tomaten und Zwiebeln serviert – gutes Fleisch, ein feiner Bar-Snack. Das mit Avocado belegte Brot (rund fünf Euro) könnte aber etwas mehr Fantasie vertragen. Der Apfelkuchen, der uns von dem freundlichen, aber ein bisschen chaotischen Kellner als „kein Kuchen, sondern eine Tarte, nach Großmutters Rezept, köstlich“ empfohlen wird, begeistert wenig. Gut, nicht jede Oma muss backen können. Sonst gibt es Piestinger Bier vom Fass, eine kleine, österreichische Weinkarte und all die schicken Limonaden, die heute offenbar sein müssen. Ganz nett, aber eher für den kleinen Hunger.
(Figar, Kirchengasse 18, 1070 Wien, Mo–Fr: 8–2 Uhr, Sa: 9–2 Uhr, So: 9–18 Uhr) diepresse.com/essen
("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.12.2013)