Das Schaltwerk

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Es passt gut nach Mariahilf, und es ist noch dazu auch gut. Das Schaltwerk in der Luftbadgasse ist ein minimalistisch-charmantes Lokal mit georgischer Küche.

Georgier sind die neuen Chinesen. Zumindest, was die kulinarische Versorgung der Stadt angeht, scheint das Land am Kaukasus tatsächlich nach und nach überall seine Spuren in Form von Restaurants zu hinterlassen. Wobei man das dem Schaltwerk nicht unbedingt ansieht. Eine minimalistische Bar mit weißen Ziegelwänden und Flohmarktmöbeln, nur die goldfarbenen Lüftungsrohre und eine ebensolche Medea-Statue lassen die georgische Freude an der Opulenz ein wenig durchscheinen. Dazwischen blitzt in dem Lokal, das erst im November geöffnet hat, immer wieder der charmante Geist des Unfertigen durch: etwa bei der Eingangstür, die gerade erst getauscht wurde, weil die vorige nach innen aufging, was feuerpolizeilich ein Problem ist. Sie muss in den kommenden Wochen erneut ausgewechselt werden. Typische Schwierigkeiten am Anfang eben.

Schwierigkeiten bekommen auch die Gäste, die zur offiziellen Adresse des Lokals marschieren – und dort nichts finden. Der Eingang befindet sich nämlich nicht in der Eggerthgasse 10, sondern ums Eck in der Luftbadgasse 19 (1060 Wien, ✆ 01/943 21 75, Di–Fr: 17–2, Sa: 11–2 Uhr). Ist dieses Problem überwunden, dauert es ein wenig, bis man sich zurechtgefunden hat, um welche Art von Lokal es sich hier eigentlich handelt. Vom Ambiente her rechnet man am ehesten mit einer Bar à la Mariahilf, wo es zumindest ein deutsches Bier gibt (gibt es auch, etwa Astra und Tegernseer aus der Flasche) und man vielleicht auch eine Kleinigkeit essen kann. Tatsächlich offenbart der Blick in die Karte dann auch vor allem Getränke. Erst auf der letzten Seite kommt man zum spannendsten Teil: der georgischen Küche nämlich.

Und diese zeigt sich tatsächlich so, wie sie etwa auch in Tiflis selbst anzutreffen ist. Da gibt es unter der Bezeichnung Antipasti geschmacklich ausgezeichnete Melanzanirollen mit Walnusspaste und Granatapfelkernen (kleine Portion: 5,80 Euro), man freut sich über Chinkali, mit Faschiertem gefüllte georgische Teigtaschen (5,20 Euro), und natürlich auch über das georgische Nationalgericht: Khachapuri. Dieses recht fette, mit Käse gefüllte und herausgebackene Brot aus Hefeteig (5,80 Euro) sorgt für die nötige Unterlage, wenn es danach zu einer Tour durch den Bezirk gehen soll.

Zum Fortgehen muss man allerdings gar nicht erst fortgehen – denn im Keller sollen auch diverse Veranstaltungen, musikalische oder künstlerische, abgehalten werden. Wie das dann genau aussehen wird, daran wird noch gearbeitet. Wird auf jeden Fall spannend. Und bis dahin kann man ja auch einfach nur zum Essen kommen.

>> schaltwerk.co.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2014)

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