Restaurant Zum Friedensrichter

Restaurant Zum Friedensrichter
Restaurant Zum Friedensrichter Stanislav Jenis
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Das Restaurant Zum Friedensrichter ist ein Wiener Gasthaus ohne Patina, aber mit altvertrautem Charme – und klassischer, aber zeitgemäßer Küche.

Der Blechkasten für den Sparverein fehlt, wie auch die Rauchschwaden und vielleicht auch noch das eine oder andere Veranstaltungsplakat an einer der holzgetäfelten Wände. Dann hätte man das Klischeebild eines alten Wiener Gasthauses beisammen. Nun, all das wird man im Gasthaus Zum Friedensrichter nicht finden, doch abgesehen davon ist alles vorhanden, was die Tradition verlangt. Die klassische Schank, die Thonet-Sessel, die Resopaltische, der Linoleumboden. Und natürlich, dass es im Schankraum keine Tischtücher gibt – dafür muss man schon in einen der beiden hinteren Räume gehen. Johannes Bischof und Roland Trappmaier haben das Lokal, das 75 Jahre lang von der Familie Gottwald geführt wurde, sanft an die heutige Zeit herangeführt, ohne dabei zu hoch vom klassischen Konzept abzuheben. Gut, bei der Technik gibt es noch die eine oder andere Altlast, weil etwa beim abendlichen Besuch der Herd nicht voll leistungsfähig war („Das war noch vom Gottwald...“). Doch letztlich stand das Essen dann doch warm auf dem Tisch.

Womit wir beim Essen wären. Auf der Speisekarte finden sich Wirtshausklassiker wie das Rindsgulasch mit Serviettenknödel (9,80 Euro) oder Altwiener Backfleisch (14 Euro). Das im Pfandl gebackene Schnitzel (10,30 Euro) ist nicht irgendeines, sondern eines vom Weinviertler Strohschwein, das in Joghurt marinierte ausgelöste Backhuhn (13,50 Euro) stammt vom Freiland-Wiesenläufer. Qualität und artgerechte Haltung sind offensichtlich wichtig – man ist ja nicht irgendein Wirtshaus. Die Rindsuppe mit Frittaten (3,50 Euro) schmeckt dann auch dementsprechend würzig, die gesottenen Gustostückerln vom Leithaberg-Rind (12,80 Euro) sind mürbe, wie sie sein sollen. Das Filet vom Leithaberg-Rind, das es im Rahmen des Abendmenüs gibt (19,90 Euro), ist zartrosa, wie es sich gehört. Das frisch gezapfte Bier kommt aus Weitra und ist damit ohnehin über jeden Zweifel erhaben, aus der Flasche gibt es auch einige Spezialitäten aus dem Haus Gusswerk – sogar ein alkoholfreies Bier ist dabei.

Alles in allem ein wunderbares Wiener Gasthaus, das mit Bezug auf den Kolumnentitel am obersten Rand kratzt, aber den Besuch auf jeden Fall rechtfertigt. Das wissen übrigens auch schon andere – Reservierung ist daher empfehlenswert.


Zum Friedensrichter, Obere Donaustraße 57, 1020 Wien. ✆01/214 48 75, Mo–Fr 11–22 Uhr

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.10.2014)

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