Garage01

In einem Wiener Stadtbahnbogen hat mit der Garage01 ein nettes Nachbarschaftslokal eröffnet – mit tollem Bier und vielen kleinen, feinen Gerichten.

Irgendwie erinnert das an früher. Ein Lokal im Stadtbahnbogen, tschechisches Bier und überbackene Brote. Gut, Letztere waren in der Blütezeit jener Lokale, die unter der U6 untergebracht sind, kaum zu bekommen. Aber wer in den Gürtellokalen, in denen oben die U-Bahn rasselt, unten (tschechisches) Bier ausgeschenkt und kleine (auch heimische) Bands aufspielten, seine Studienzeit verbracht hat, wird gern einmal nostalgisch. Wenn dann noch das überbackene Brot ins Spiel kommt – einst der Inbegriff der Studentennahrung, die meist völlig geschmacklos, aber eben fett und kalorienreich war – umso mehr.

Jetzt hat also am Radetzkyplatz im dritten Wiener Bezirk ein nettes, junges Beisl in einem Stadtbahnbogen eröffnet. Dass sich dort einst eine Garage oder Werkstatt befunden hat, macht der Name – Garage01 – deutlich. In dem einzigen Raum wurde einfach ein Kobel, der offene Küche, Bar und Toiletten beherbergt, untergebracht. Es ist gut besucht, die Nachbarschaft hat den Neuzugang in kürzester Zeit angenommen. Ein Platz ist dennoch zu finden. Ebenso wie die erste positive Überraschung: tschechisches Bier, genau genommen von der Brauerei Bernard, in den Varianten 11 und 12 Grad Stammwürze oder als dunkles Lavina (3,50 Euro für 0,4 l). Außerdem gibt es auch noch ein paar feine Flaschenbiere, Cocktails und Wein von Harald Groll. Dazu Kleinigkeiten wie Chorizo, Serrano, Oliven oder Peperonata. Und eben Brote: überbacken, warm oder kalt. Das Brot Paris mit Ziegenkäse, Birne und geschmorten Tomaten (5,20 Euro) ist endlich der Beweis dafür, dass überbackene Brote auch unglaublich gut sein können. Auch die Variante Prag (4,80) mit Beinschinken, Kren und Schnittlauch ist genauso einfach wie gut. Ebenso die vielen kleinen Salate, etwa Fenchel mit Zitrone und rotem Pfeffer (3,80) – ein Gedicht. Das Zucchini-Carpaccio (3,80) beweist, dass man Gemüse nicht immer nur totkochen muss. Beachtung verdienen auch die vielen Tagesgerichte. Die wirklich fein abgestimmte Karotten-Kürbis-Suppe mit Ingwer und Chili ist für 2,80 Euro fast geschenkt. Der Rindfleischeintopf mit Bohnen und Couscous (5,80) ist so gut, dass es fast schade ist, dass er, ebenso wie der Rest, eher in kleiner Portion daherkommt.

Alles in allem ein sehr nettes, unkompliziertes Lokal, in dem man am besten ganz viele kleine Köstlichkeiten auf einmal bestellt, Bier trinkt und plaudert, während oben der Zug drüberrasselt.
Garage01, Radetzkyplatz, Bogen 5, 1030 Wien, Di bis Sa 8.30–00 Uhr, garage01.com, ✆ 01/308 45 03 Jenis

diepresse.com/essen

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.11.2014)

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