Anstellen für Donuts? Keine gute Idee!

Dunkin' Donuts
Dunkin' Donuts(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Man kann nicht alles verstehen. Zum Beispiel, warum sich Menschen beim neuen Dunkin' Donuts in der Mariahilfer Straße anstellen. Keine Empfehlung.

Eigentlich soll diese Rubrik ja einen Empfehlungscharakter haben und Lokale vorstellen, in denen man für wenig Geld nicht nur satt, sondern auch ein bisschen zufrieden, manchmal sogar glücklicher werden kann. Die Ausnahme bestätigt bekanntlich die Regel. Denn wenn sich plötzlich halb Wien vor einer winzigen Filiale einer amerikanischen Fast-Food-Kette anstellt, um für 1,69 Euro einen Krapfen mit Loch, dafür ganz viel Fett, Zucker und Chemie zu erstehen, muss man der Sache nachgehen.

Am besten um 8.30 Uhr, da ist die Schlange vor dem Geschäft nicht ganz so schlimm wie auf dem Foto. Gut 20 junge Menschen stellen sich brav an. Der freundliche Herr, der die Wartenden mit „Speisekarten“ in Form von Flyern versorgt, beantwortet die Frage nach der geschätzten Dauer mit „zehn Minuten“. Es dauerte eine halbe Stunde. Währenddessen spazieren zwei Bauarbeiter vorbei und verzehren genüsslich ihren Einkauf vom Würstlstand: „Schau dir die Trotteln an, die sich da anstellen.“

Es gibt, wie in den 10.479 anderen Schnellrestaurants dieser Kette, bunte Donuts, Bagels, Wraps, Brownies, Muffins und Kaffee. Der Hipster-Bäcker Joseph hat angeblich auch ein paar Bagels gebacken. Ist man endlich an der Reihe, heißt es: „Die sind aus, die kommen morgen wieder.“ Gut, dann eben die normale Variante mit Turkey Breast und Cream Cheese (3,89 Euro) und einmal mit Salmon und Cream Cheese (4,79 Euro), und weil es so hektisch ist einfach eine Box mit zwölf verschiedenen Donuts (14,99) und einen Espresso (1,99 Euro). Der vollbringt das Kunststück, wässrig und trotzdem kräftig zu sein. So viel sei schon verraten: Er ist das Beste, was von diesem Einkauf übrig bleibt. Der Turkey-Bagel ist trotz großen Hungers eine Enttäuschung: Der Bagel ist warm, die Wurst eiskalt, und alles in allem schmeckt er so, wie man sich ein Produkt, das in 10.479 Filialen serviert wird, vorstellt: fad. Wirklich schlimm wird es aber erst bei den Donuts, die einen picksüßen Geruch verbreiten. Jeder Diskonter hat bessere Krapfen. Wenn Sie dann noch eine Ladung Fett-Zucker-Glasur mit Kaugummigeschmack darüberleeren: voilà. Warum sich so viele Menschen hier anstellen? Ich werde es nie erfahren.
(Dunkin' Donuts, Mariahilfer Straße 95, 1060 Wien, Mo–Fr 7–20, Sa 9–21, So 9–20, ✆ 01/890 24 50) Fabry

diepresse.com/essen

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.11.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Wilde Ehe: 18., Kutschkergasse 22.
Lokalkritik

Unter 20 Euro in der Wilden Ehe am Kutschkermarkt

Der Kutschkermarkt hat mit der Wilden Ehe das bekommen, was noch gefehlt hat: ein nettes, unkompliziertes Lokal, in dem sich der Feierabend ausklingen lässt.
Die Goldene Banane, Brockmanngasse 89, 8010 Graz.
Gourmet

Unter 20 Euro in der Goldenen Banane

Ein Lokal zeigt auf, wie liebevoll und trotzdem günstig Fast Food gehen kann. Die Goldene Banane in Graz ist spannend, kocht eher deftig, dafür mit viel Liebe.
Das Plain Vienna: 9., Berggasse 25.
Lokalkritik

Unter 20 Euro im Plain Vienna

Der österreichische Fußballer Rubin Okotie hat in der Berggasse das Plain Vienna eröffnet, in dem es gesunde, tatsächlich gute Bowls und Superfood-Shakes gibt.
Konzertcafé Schmid Hansl Schulgasse 31.
Lokalkritik

Unter 20 Euro im Konzertcafé Schmid Hansl

Das legendäre Konzertcafé Schmid Hansl versucht die Synthese aus Wiener Kaffeehaus und einem Bioladen.
Café Trabant, Dittesgasse 3, 1180 Wien.
Lokalkritik

Unter 20 Euro im Café Trabant

Aus der Reihe »Die Erschließung der Außenbezirke durch Lokale, die man innerhalb des Gürtels erwarten würde« – das neue Café Trabant in Währing.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.