Stadtcafé

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Das einstige Orlando di Castello auf der Freyung wurde zum Stadtcafé. Die Freiraum-Macher haben das Licht gedimmt, die Speisekarte leider auch.

Es gibt Plätze in Wien, die nur auf den ersten Blick wie eine Goldgrube wirken. Das Theatercafé am Naschmarkt befindet sich in so einem. Beste Lage, aber dennoch wechseln die Betreiber beinahe im Jahrestakt. Auch das Orlando di Castello auf der Freyung gehört in diese Kategorie. Beste Lage, ein etwas anderes Design und mit Pierre Reboul einen Patissier, der die besten Croissants der Stadt machte, aber dennoch hielt es sich nur zwei Jahre. Ende 2011 war Schluss, ein paar Monate passierte einmal nichts. Zeljko Drmic löste Karl Wlaschek junior als Betreiber ab und führte es dann noch eine Weile weiter. Im Herbst 2014 war dann wieder Schluss, im Dezember eröffnete das Lokal unter neuem Namen – Stadtcafé– und mit neuen Betreibern, die auch das Freiraum auf der Mariahilfer Straße führen.

Statt weißer Wände mit Kirschmuster und „Alice im Wunderland“-Stil ist es im Stadtcafé jetzt auffallend dunkel. Draußen prangen goldene Buchstaben an der Wand, drinnen wartet eine doch recht seelenlose Mischung aus grauen Polstermöbeln, dunklen Holztischen, seltsamen Lustern und ebensolchen Holzvertäfelungen. Den jungen Damen, die sich hier auf ein Glas Aperol treffen, dürfte das egal sein. Die Speisekarte bietet das, was man sich von einem Szenelokal erwartet: Frühstück, Salate, Sandwiches, Burger, Pasta und ein paar Klassiker. Das Reuben-Sandwich mit Pastrami, Sauerkraut, Käse, Feigensenf, Roggen-Malz-Brot und Essiggurke schmeckt ein bisschen wie ein gepimpter Bauerntoast und hat mit 13,40 Euro zumindest einen Innenstadtpreis. Eh gut. Die Fettuccine nero (11,80 Euro) – Sepiapasta, Tomatensugo, dreierlei Paprika geröstet, Salami und Rucola – schwimmen in Fett und bleiben leider auch eher nichtssagend. Das Schnitzel übersteigt die 20-Euro-Grenze, und Burger gab es 2014 genug. Dazu gibt es guten Kaffee aus der hauseigenen Rösterei, die obligatorischen hausgemachten Limonaden, ein bisschen Craft Beer und eine nette Weinkarte mit heimischen Klassikern. Warum sich aber auf der Rechnung 14-mal die Position Trinkgeld à 0,10 Euro findet, bleibt ein Rätsel. Wie so manches.

Stadtcafé: Freyung 1, 1010 Wien, Mo–Sa 8–24, So 9–19 Uhr, ✆ +43/(0)1/205 353, www.stadtcafe-wien.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.01.2015)

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