Jetzt hat der 15. Bezirk, der seit einigen Jahren als neues Bobo-Aufmarschgebiet hochgejubelt wird, mit dem Eduard endlich auch das passende Lokal dazu.
Die einen rufen einen neuen Trendbezirk aus, die anderen nennen es Gentrifizierung. Fakt ist, dass der 15. Bezirk sich wandelt. Weil es viele der – man kann es kaum mehr hören – Jungen und Kreativen, denen es innerhalb des Gürtels zu teuer ist, nach Rudolfsheim-Fünfhaus zieht. Wobei vor allem die Reindorfgasse als Hotspot der neuen Szene auf den Rest des Bezirks ausstrahlt. Was für das neue Lebensgefühl noch gefehlt hat, war das dazugehörige Lokal. Tatsächlich fühlt sich das neue Eduard am Sparkassaplatz ein bisschen an wie etwa die Schöne Perle in der Leopoldstadt – nur nicht so abgewohnt. Eher stylisch als gemütlich, ohne Kitsch, eher kühl – die Art von Lokal, in dem dann vollbärtige Agenturbetreiber und deutsche Studenten am Caffè Latte nippen oder mit Aperol Spritz anstoßen.
Nun muss man wissen, dass hinter dem Eduard der gleichnamige Eduard Peregi steckt. Genau, der mit dem urigen Gasthaus Quell, gerade einmal 300 Meter entfernt in der Reindorfgasse. Doch Konzept und Zielgruppe der beiden Lokale unterscheiden sich doch grundlegend. Wer im Eduard rustikale Atmosphäre mit Kruzifix im Eck und karierten Tischdecken erwartet, wird sich jedenfalls wundern. Auch die Speisekarte des Ablegers hat mit dem Stammhaus kaum etwas zu tun. Statt Knödel mit Ei oder Beinfleisch mit Dillfisolen liegt im Eduard der Schwerpunkt auf Sandwiches bzw. Burgern. Der Pulled-Pork-Sandwich (7,90 Euro) ist durchaus o. k., der Cheeseburger (11,90 Euro) sehr, sagen wir, herzhaft. Abseits der gefüllten Brote ist der Rostbraten (17,90 Euro) recht geschmackig, die geschmorten Kalbsbackerln (11,90 Euro) waren leider aus – und nepalesisches Hühnercurry (9,50 Euro) muss in so einem Lokal wohl einfach auf der Karte stehen.
Eines kann man dem Eduard jedenfalls schon prophezeien: Es wird funktionieren. Nach einem Lokal wie diesem hat die – um es doch noch einmal zu sagen – junge und kreative Bevölkerung von Rudolfsheim-Fünfhaus schon gelechzt.
Eduard: Sparkassaplatz 1, 1150 Wien; ✆01/892 29 78; Mo–Fr, Sa 9-–24 Uhr (ab Herbst Mo–Fr schon ab 7.30 Uhr), So & Fei 9–17 Uhr.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.07.2015)