Gustl kocht

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Gustl kocht Die Presse
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Ein Gasthaus für alle will das neue Gustl kocht in Wien-Landstraße sein. Gekocht wird österreichisch, polnisch, ukrainisch oder russisch – und gut.

Das Gute ist nicht immer selbstverständlich. Nicht dass es so selten vorkommen würde, im Gegenteil. Aber geschätzt wird es nur dann, wenn es nicht offensichtlich als solches daherkommt. Man denke nur an die Gutmenschen. Jetzt hat sich im dritten Wiener Bezirk ein Lokal des Guten angenommen – ohne es unbedingt als solches auszuzeichnen.

Das neue „Gustl kocht“ will ein Gasthaus für alle sein – Fleischesser, Vegetarier und Veganer sowie Kinder (Krabbelbereich), Jugendliche (Hinterzimmer) und alle anderen. Der Betrieb setzt auf Produkte abseits der Massenware und ist biozertifiziert. Im Service arbeiten laut Website „auch Menschen, die es sonst nicht so leicht haben, Arbeit zu finden“.

Gekocht wird – und jetzt wird es ein bisschen zu viel des Guten – „wie bei der Omi“. So viel sei verraten: Diese Oma hält sich wohl an das Tante-Jolesch-Rezept – einfach immer ein bisschen zu wenig kochen. Hübsch ist es, das „Gustl kocht“: viel Holz, sehr freundlich und eine Spur zu hell. Hier hat jemand viel Geld in die Hand genommen. Dahinter steckt übrigens der Rechtsanwalt Christoph Liebscher.

Aber nun zur Küche: Geboten werden Gerichte der „Adria über Wien bis in die Stube eines Czernowitzer Gasthauses“. Zu Mittag gibt es solide Menüs (7,90/9,90€) mit Wirtshausklassikern. Die Speisekarte bietet neben österreichischen Gerichten auch polnische, ukrainische, bulgarische oder russische. Ukrainischer Borschtsch mit Kalbfleischpastetchen (4,80€) ist ein sehr feiner Einstieg, die Grießnockerlsuppe (3,90€) kommt leider etwas langweilig daher. Die polnischen Zwetschken (gebraten und im Speckmantel, 3,80€) sind ein gelungener Happen, einfach, aber sehr gut. Beim Wiener Schnitzel (Schwein in Butterschmalz) sollte man aber nicht den Fehler machen, die kleine Portion zu bestellen. Der Herr am Nachbartisch kann das Lachen nur schwer verbergen, als er ein Mini-Schnitzi, das sich hinter einer Zitronenscheibe versteckt, serviert bekommt (10,50/13,70€). Da gibt die Pierogi-Wareniki-Piroschki-Variation (12,10€) schon mehr her. Ein netter Neuzugang im Grätzel, der sich bei manchen Dingen noch einspielen muss. Trotzdem gut.
Gustl kocht: Erdbergstraße 21, 1030 Wien, tägl. 8–24h, ✆ +43/(0)1/712 01 51, www.gustl-kocht.at

diepresse.com/essen

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.08.2015)

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