Wasser der Liebe, Mini-Häppchen und ebenso kreative wie überteuerte Tapas gibt es im neuen Marktlokal Die Liebe in der Marktwirtschaft.
Es ist gar nicht so einfach, der Versuchung manch blöder Wortspiele zu widerstehen. Wenn ein Lokal „Die Liebe“ heißt und in einer kleinen Markthalle namens Marktwirtschaft untergebracht ist, liegt nach einem Besuch – aufgrund der kleinen, aber umso teureren Portionen – ein Satz auf der Hand: Die Liebe in der Marktwirtschaft ist ganz schön teuer.
Aber von Anfang an. Denn eigentlich ist die Idee dahinter nett: ein Indoormarkt in Wien Neubau, der ein paar Spezialitäten gesammelt hat, zum Beispiel von der feinen Fleischerei Dormayer. Und weil zu einem Markt auch ein Marktlokal gehört, wurde am Ende der doch recht kleinen Halle ein solches installiert. In der „Liebe“ gibt es vormittags und am Wochenende bis 16 Uhr Frühstück, abends werden Tapas serviert. Auch das ist eine gute Idee, will man sich doch gerade in einem Markt durchkosten.
So sitzt man also in dem schlicht gehaltenen Lokal, das durch bunte Deko-Gegenstände an den Wänden ein bisschen an einen Kindergarten oder zumindest an Ikea erinnert, kann tagsüber in den Garten schauen und sich von dem freundlichen Service eine feine Kleinigkeit nach der anderen bringen lassen. Das Wasser der Liebe (Soda) muss man nicht trinken, die kleine Weinkarte macht schon eher etwas her (Mehhofer, Andert, Kloster am Spitz oder Meinklang), das Bier kommt aus Schladming, der Kaffee vom Fürth. Als Vorspeise zu den Tapas gibt es Pinchos, also je eine Scheibe Baguette etwa mit Melanzanicreme oder russischem Salat und Sardinen belegt. Sehr fein, aber mit 2,50 Euro für zwei Bissen kommt man nicht weit. Die Tapas liegen preislich zwischen fünf und sechs Euro, was bei den meisten leider nicht gerechtfertigt ist. Karfiol mit Bulgur erinnert mehr an eine Kostprobe. Wenn auch eine gute. Etwas langweilig sind hingegen die mit Oktopus gefüllten Takoyaki-Teigbällchen. Wirklich fein sind die Corn Dogs mit Blutwurst, Kren und Senf. Börek mit veganer Blutwurst und Spinat kann durchaus mithalten. Man hätte nichts dagegen, wenn der Kellner am laufenden Band Häppchen bringen würde. Nur bitte nicht die Rechnung.
Die Liebe: Siebensterngasse 21, 1070 Wien, täglich 9 bis 24 Uhr,✆ 0676/668 19 69
("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.11.2015)