Miznon

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Miznon (c) Kreuzberger
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Street Food statt Dombeisl. Die israelische Kette Miznon hat hinter dem Stephansdom ein kleines Lokal eröffnet – mit feinen Pitas und unfassbar köstlichem Karfiol.

Das Dombeisl gibt es nicht mehr. Im Frühling haben sich Thomas Wohlfarter und Hermann Botolen von dem kleinen Lokal hinter dem Stephansdom verabschiedet. Dann passierte einmal nichts. Seit gut einer Woche wurde das Ecklokal wieder zum Leben erweckt. Innen erinnert nur sehr wenig an den Vorgänger. Keine gedeckten Tische, keine Kellner und auch keine Weingläser. Stattdessen Selbstbedienung, laute Musik, viele junge Menschen – und eine spannende, junge Küche.

Der israelische Gastronom Eyal Shani hat hier seine bereits fünfte Filiale der Pita-Kette Miznon eröffnet. Nach (dreimal) Tel Aviv und Paris nun also Wien. Danke dafür. Immerhin dürfte der Mann in Sachen Trend ein ganz gutes Gespür haben.

Was sein Team nun hier bietet, hat offenbar wirklich gefehlt. Auch wenn Street Food gerade eine kleine Hochblüte erlebt, so selbstverständlich und unkompliziert wie hier, kommt es selten daher. Die Speisekarte wurde auf kleine Papiersackerln geschrieben, bestellt wird an der Bar – sofern man eine Lücke zwischen den davor sitzenden Menschen gefunden hat –, gern auf Englisch. Die fertigen Speisen werden dann per Vornamen ausgerufen. Sitzt man im hinteren Teil des Lokals, kann es ob des Trubels schon passieren, dass der Herr bei der Essensausgabe meint, er melde sich beim nächsten Mal lieber telefonisch, immerhin habe man noch ein paar Dinge bestellt. Und bestellen sollte man hier viel, nicht, weil so wenig, sondern, weil so gut. Der Großteil wird in sehr feinem, flaumigem Pitabrot serviert, sehr zu empfehlen ist das zarte Chicken Spactel Pita (acht Euro). Siniyas Lammtarte (elf Euro) ist eine Spur zu trocken, Ratatouille – auch mit Ei als Platte (acht Euro) – ist geschmacklich sehr fein. Dass ausgerechnet ein im Ganzen gekochter und gegrillter Karfiol (fünf Euro) Shanis Signature Dish ist, versteht man spätestens dann, wenn man in das unglaublich zarte, aromatische Gemüse beißt. Das dürfte sogar die leicht irritierten, einstigen Dombeisl-Stammgäste – die den Altersschnitt deutlich heben – dafür entschädigen, dass es das Dombeisl nicht mehr gibt.


Miznon: Schulerstraße 4, 1010 Wien, täglich: 12–23h, www.facebook.com/miznonvienna.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.12.2015)

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