Zur Rezeption

Zur Rezeption
Zur RezeptionStanislav Jenis
  • Drucken

Das Grätzlhotel hat jetzt ein Café – nicht nur für Touristen. Im Zur Rezeption im zweiten Wiener Bezirk gibt es Retrosnacks wie Toast Hawaii und sehr feine Faustnudeln.

Journalismus ist Wiederholung, pflegt ein Kollege zu sagen, der es wissen muss, sprich schon einige Jahre dabei ist. Das trifft allerdings nicht nur auf den Journalismus zu. Auch in der Gastronomie trifft man die einen oder anderen alten Bekannten wieder. Und nein, es ist nicht die Rede von Klassikern. Die bleiben ja.

Der Toast Hawaii hingegen ist so etwas, das einmal da war, dann lang niemandem abging und jetzt – im Zuge der Retrowelle – wieder auftaucht. So zum Beispiel im neuen Café-Restaurant Zur Rezeption. Das wiederum gehört zum Grätzlhotel, das Touristen ein Zimmer eben nicht in einem Hotel, sondern vielmehr in alten Geschäftslokalen oder sonstigen eben noch leer stehenden Erdgeschoßräumlichkeiten bietet. Jetzt hat das Grätzlhotel also auch eine Rezeption unweit des Karmelitermarktes bekommen, die viel mehr ein nettes Café ist, in dem es auch die Wiener ein Zeiterl aushalten. Und in dem es – um jetzt endlich zur Wiederholung zu kommen – eben auch den Toast Hawaii gibt, oder aber russisches Ei, oder aber Reisauflauf.

Auch Frühstück gibt es hier – nicht nur für die Grätzlhotel-Gäste. Sonst ein paar Snacks, Klassiker, Kärntner Faustnudeln und Buchteln. Letztere leider nur donnerstags. Aber von vorn: Die Rindsuppe mit Frittaten (4,20 Euro) ist ein überaus gelungenes, kräftiges Exemplar mit flaumigen, dicken Frittaten in einem großen Oma-Suppenteller. Beim Blunzengröstl (7,70 Euro) aus der Fleischerei Dormayer – auch er wiederholt sich in der Stadt, gut so, er ist immerhin ein Meister in seinem Fach – kann man ohnehin nicht viel falsch machen. Die Portion lässt genug Platz für eine Nachspeise. Das Grätzlsandwich (6,90 Euro) kann man hingegen auslassen, das Weckerl ist gar trocken, das Roastbeef eh okay, die Sauce ein bisschen fad. Die pikanten Faustnudeln waren leider aus. Die süße Variante mit Äpfeln und Nüssen (3,90 Euro/Stück) hingegen zum Glück nicht: wirklich fein! Da kommt der Reisauflauf auch nicht mit (3,90 Euro). Aber gut, da bin ich nicht objektiv, er hat sich in meinem Leben zu oft wiederholt. Alles in allem ein nettes Grätzlcafé mit ein paar feinen Happen.


Zur Rezeption: Große Sperlgasse 6, 1020 Wien, Sa–Di 9–18 Uhr, Mi–Fr 9–23 Uhr, ✆ 01/890 58 56 S

diepresse.com/essen

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.02.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Wilde Ehe: 18., Kutschkergasse 22.
Lokalkritik

Unter 20 Euro in der Wilden Ehe am Kutschkermarkt

Der Kutschkermarkt hat mit der Wilden Ehe das bekommen, was noch gefehlt hat: ein nettes, unkompliziertes Lokal, in dem sich der Feierabend ausklingen lässt.
Die Goldene Banane, Brockmanngasse 89, 8010 Graz.
Gourmet

Unter 20 Euro in der Goldenen Banane

Ein Lokal zeigt auf, wie liebevoll und trotzdem günstig Fast Food gehen kann. Die Goldene Banane in Graz ist spannend, kocht eher deftig, dafür mit viel Liebe.
Das Plain Vienna: 9., Berggasse 25.
Lokalkritik

Unter 20 Euro im Plain Vienna

Der österreichische Fußballer Rubin Okotie hat in der Berggasse das Plain Vienna eröffnet, in dem es gesunde, tatsächlich gute Bowls und Superfood-Shakes gibt.
Konzertcafé Schmid Hansl Schulgasse 31.
Lokalkritik

Unter 20 Euro im Konzertcafé Schmid Hansl

Das legendäre Konzertcafé Schmid Hansl versucht die Synthese aus Wiener Kaffeehaus und einem Bioladen.
Café Trabant, Dittesgasse 3, 1180 Wien.
Lokalkritik

Unter 20 Euro im Café Trabant

Aus der Reihe »Die Erschließung der Außenbezirke durch Lokale, die man innerhalb des Gürtels erwarten würde« – das neue Café Trabant in Währing.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.