Nibelungenhof

Nibelungenhof
Nibelungenhof Clemens Fabry
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Eine überaus freundlich kalkulierte Mischung aus Hausmannskost und moderner Küche mit Pflanzenextrakten gibt es im Nibelungenhof in Traismauer.

Es gibt Landgasthäuser, die so aussehen, wie man sich das erwartet: viel Holz, eine ordentliche Schank und viel Gemütlichkeit. Und es gibt die Ausnahmen, die die Regel bestätigen und sich beim besten Willen nicht in diese Reihe der urigen Wirtshäuser einreihen wollen – zumindest, was die Optik betrifft.

Der Nibelungenhof in Traismauer, nahe St. Pölten, ist so eine Ausnahme. Schon beim Eingang wird die Affinität der Wirtsleute zu grellem Grün und generell kräftigen Farben deutlich. Das zieht sich auch in der Gaststube durch: Wände in sattem Grasgrün, schwarze Eckbänke, weiße Stühle, rote Lampen über den Tischen und goldene über der Schank. Vielleicht soll diese Buntheit aber auch auf die Küche hinweisen. Denn Küchenchef Rainer Melichar – der gemeinsam mit seiner Frau, Elisabeth Melichar-Haimeder, das Lokal (inklusive eines kleinen Hotels) leitet – hat die Succowell-Methode erfunden. Darunter versteht er das Gewinnen von Extrakten und Säften aus Pflanzen, die er als Würzmittel oder Jus verwendet. Generell wird hier sehr kreativ mit der Natur umgegangen. Das zeigt sich allein beim Gartenkräutersirup (2,40 Euro für 0,5 Liter gespritzt), der unglaublich erfrischend und so gar nicht süß ist. Der Pflücksalat (vier Euro) kommt mit dünnen Scheiben getrocknetem Gemüse daher, auch sehr fein. Die Speisekarte ist sehr fleischlastig. Das Tagesmenü (etwa gekochtes Rindfleisch mit Wurzelgemüse und Erdäpfel, inklusive Rindsuppe mit Knödel) ist mit 6,50 Euro mehr als freundlich kalkuliert. Das Bauernhendl mit Semmelfülle gibt es, wie fast alle Speisen, auch als kleine Portion (sechs Euro), die schmeckt und wirklich satt macht. Aber immerhin müssen die Wirtsleute auch jene Einheimischen verköstigen, die sich ein Krügerl an der Bar mit den Worten „Ich hab gach daheim was betoniert, jetzt hab ich an Durscht“ bestellen. Der Empfehlung der Wirtin, den Semmelschmarren mit gebackenem Eischnee (fünf Euro) – ein Rezept ihrer Großmutter – zu probieren, ist unbedingt Folge zu leisten. Und auch das Marilleneis (1,50 Euro) ist ein Muss. Vielleicht gibt es ja noch gach wo was zu betonieren.

Nibelungenhof: Wiener Straße 23, 3133 Traismauer, tägl. 7–21 Uhr, ✆ 02783/36 49, nibelungenhof.at

diepresse.com/essen

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.07.2016)

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