Ein unglaublich charmantes griechisches Lokal nahe dem Yppenplatz – so charmant, dass es gar nicht so leicht ist, einen Tisch im Kafeneon zu bekommen. Zu Recht.
Ist es so, dass Dinge, die man nicht auf Anhieb bekommt, höher wertgeschätzt werden? Es ist momentan jedenfalls nicht so einfach, im Kafeneon einfach so einen Tisch zu bekommen. Sehr charmant, aber bei zwei, drei spontanen Besuchen wird man vertröstet, da alles voll ist. Irgendwann klappt es dann aber doch – und das kleine Lokal in der Payergasse, noch in Sichtweite zum Yppenplatz, zeigt gleich, warum es so beliebt ist. Herzlich ist der Begriff, der bei der Begrüßung in den Kopf schießt, nicht einfach freundlich, wie in vielen anderen Lokalen. Griechisch ist es, aber weitab von Bildern mit weißen Häusern vor blauem Himmel und Sirtaki-Glückseligkeit. Innen nüchtern mit Terrakottaboden, schwarzen Stühlen, einem Regal mit Oliven, Honig und anderen griechischen Produkten – und vor allem ohne unnötigen Schnickschnack. Vor der Tür schaffen vier kleine Tische eine hübsche Atmosphäre. Hier hält man es an einem Sommertag schon recht gut aus.
Ach ja, das Essen. Entweder man lässt sich die Karte bringen, oder aber man bekommt die Spezialitäten des Tages vorgetragen, die auf der Karte nicht zu finden sind. Von einer sehr guten Tomatensuppe über Okraschoten in Tomatensauce bis zu Stifado mit Rindfleisch, einem griechischen Eintopf. Plötzlich steht die griechische Köchin vor dem Tisch, entschuldigt sich, dass das mit dem Lammkotelett heute leider nichts wird – dafür hätte sie Stifado mit Oktopus. Natürlich probiert man das. Eine gute Entscheidung – geschmacklich großartig, bissfest aber nicht zu trocken. So spannend kann griechische Küche sein, wenn man sich nicht immer gleich auf Moussaka und Gyros stürzt. Vollends heimelig fühlt man sich dann, wenn die Köchin kommt, um die Blumen am Tisch zu gießen, und dabei erzählt, wie das mit der griechischen Mentalität ist: „We speak a lot, but we mean it.“ Unglaublich sympathisch, sehr gutes Essen und auch preislich absolut okay. Egal, ob man nun auf einen Tisch ein wenig warten muss oder nicht – herkommen zahlt sich auf jeden Fall aus.
Kafeneon: Payergasse 7, 1160 Wien, ☎ 0660/1973396, Di–Fr 17–22, Sa 12–22 Uhr.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.07.2016)