Zur Linde

Zur Linde in Mistelbach
Zur Linde in Mistelbach(c) Clemens Fabry
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Ein gehobenes Wirtshaus oder doch ein Restaurant? Im Zur Linde in Mistelbach gibt es Klassiker und auch Ungewöhnliches wie Gänsebeuschel.

Unter einem Bahnhofslokal versteht man ja meist eine Spelunke, ein Tschocherl, in dem man sich auf Flüssiges beschränkt und zur Unterlage allenfalls einen Schinken-Käse-Toast im Repertoire hat. So etwas hat auch seinen Charme. Es ist allerdings nicht gerade die ideale Adresse für hungrige Gäste. Anders hingegen ist das in jenem Restaurant, das sich vis-à-vis dem Bahnhof Mistelbach befindet. Bis ins Jahr 1896 geht die Geschichte des Restaurants Zur Linde zurück, seit 2000 gibt es an dieser Stelle auch ein Hotel. Klein ist der Hotel-Restaurant-Komplex nicht gerade. Die Raucher nehmen bei der Schank Platz, für Nichtraucher wurde ein eigener Wintergarten gebaut – mit Blick auf den Bahnhof.

Man will sich hier ganz offenbar deutlich vom Bahnhofsimage distanzieren. Deshalb wird sogar mittags ein Gedeck um 3,50 Euro verrechnet (abends kommt es gar auf 5,50 Euro). Dagegen wäre ja nichts einzuwenden, allerdings ist dafür ein geschmackloses aufgeschnittenes Supermarkt-Baguette mit Butter und einem Klacks Kürbiskernaufstrich dann doch ein bisschen wenig. Die Kürbiscremesuppe mit Blunzentascherl (5,50 Euro) ist hingegen jeden Cent Wert. Die Leberknödelsuppe (vier Euro) ist leider eine Spur zu fett und kaum gewürzt, der Leberknödel dazu aber passabel. Natürlich steht dieser Tage bei der Linde auch Gansl auf dem Programm. Ganz klassisch mit Rotkraut und Knödel. Oder aber etwas ungewöhnlich als Gänsebeuschel mit Semmelknödel (zwölf Euro). Fein, für ein Beuschel sehr kompakt, nur die Sauce hätte ein bisschen mehr Säure vertragen. Das Ochsengulasch (15,50 Euro) ist wunderbar zart, hätte aber eine besser Begleitung als die doch recht wässrigen Spätzle verdient. Alles in allem kein schlechtes Bahnhofsrestaurant, das Service ist überaus zuvorkommend und flott, die Qualität ist nicht schlecht, aber irgendwie passt sie nicht ganz mit den doch recht hohen Preisen zusammen.

Zur Linde: Josef-Dunkl-Straße 8, 2130 Mistelbach, Di–Fr, 11–14 Uhr, 17.30–21 Uhr, Sa, So, Fei, 11–14 Uhr, ✆ 02572/2409, www.zur-linde.at

diepresse.com/essen

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.11.2016)

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