An Nam

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Keine Plastiktische und Wegwerfstäbchen, dafür Besteckreihen und gute, aber ein wenig brave vietnamesische Küche gibt es im neuen An Nam in Wien-Neubau.

Es ist gar nicht so einfach, ohne Erwartungen essen zu gehen. So denkt man zum Beispiel bei vietnamesischen Restaurants gern an kleine, volle Lokale, in denen winzige Tische sehr eng aneinandergereiht werden. Man denkt an zwar nicht immer vietnamesisches, aber doch meist asiatisches, freundliches Servicepersonal. Und an in Plastik eingeschweißte Speisekarten, in denen die Besonderheiten der Nationalspeisen erklärt werden. Dass es aber eben nicht immer genau so sein muss, macht das neue vietnamesische Restaurant An Nam in der Zieglergasse deutlich, das den Zusatz Vietnam Cuisine trägt. Also gibt es hier keine Plastiksessel, keine Wegwerfholzstäbchen und – zumindest abends unter der Woche – auch keinen durch viele Gäste bedingten hohen Lärmpegel. Das Lokal ist modern, ein bisschen elegant und eher kühl eingerichtet: cremefarbene und graue Lederstühle, Tischläufer, eine Bar, in deren Beleuchtung Weingläser hängen, und ein paar dicke Bambusrohre, die in einem Blumenarrangement stecken.

Auf den Tischen warten Weingläser, Besteckreihen, aber auch ein Paar Stäbchen. Mittags gibt es günstige Menüs, ebenso wie abends (z. B. drei Gänge um 22 Euro). Die Küche macht den Eindruck, als wolle sie jene Menschen, die die vietnamesische Küche nicht so gut kennen, lieber nicht erschrecken. Die klassische vietnamesische Reisnudelsuppe mit Rindfleisch, Pho Bo, ist selbst in der kleinen Version recht groß (5,60 Euro). Sie ist durchaus in Ordnung, aber ein bisschen langweilig. Statt reichlich Kräuter wie Minze oder Koriander in der Suppe schwimmen zu lassen, gibt es hier nur eine sehr kleine Auswahl in geschnittener Form. Bei den gefüllten Teigtaschen Annam Nem Cua (4,10 Euro) erschlägt leider die deftige Panier die zarte Fülle. Für den Hauptgang geht es dann nicht ohne Besteck oder Finger. Egal, ob Wachtel (10,90 Euro) oder Ente (10,50 Euro), beide wurden in einer feinen Honigmarinade gebraten. Dazu gibt es Süßkartoffeln und Spargel (im Jänner?) oder Pak Choi. Beides sehr gut, aber auch ein bisschen brav.


An Nam: Zieglerg. 13, 1070 Wien, Mo–Sa, 11.30–15, 18–23 Uhr, ✆ 01/990 73 93, www.annam.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.01.2017)

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