Schachtelwirt

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Einen zerfledderten Schweinsbraten aus einer Schachtel zu essen ist vielleicht ungewöhnlich. Jener vom Schachtelwirt sei aber besonders empfohlen.

Schweinsbraten to go mag eine eher ungewöhnliche Kombination sein. Ist doch der Schweinsbraten zumindest hierzulande der Inbegriff des Sonntagsessens und der Sonntag jener Tag in der Woche, an dem man sich noch am ehesten Zeit fürs Essen nimmt. Dass das aber auch ohne festlich gedeckte Tafel und die ganze Familiensippe geht, hat nun ein kleines Lokal in der Wiener Innenstadt bewiesen. Im Schachtelwirt werden alle Speisen – und das sind meist nicht mehr als eine Handvoll – in jener Papierschachtel angeboten, die man von Asia-Noodle-to-go-Anbietern kennt, nur eben in schlichtem Braun und ohne bunten Aufdruck. Man kann an den wenigen Stehtischen in dem schmalen Lokal Platz nehmen oder das Ganze einfach mitnehmen. Die Karte wechselt wöchentlich, der Schweinsbraten ist das Signature Dish, wie der freundliche Herr hinter der Budel einem Touristen erklärt. Und das ist er absolut zu Recht. Auch wenn es anfangs ungewöhnlich sein mag, einen Schweinsbraten schon vorgeschnitten nur mit einer Gabel aus einer Papierschachtel zu essen, ist dieses Abweichen von gewohnten Ritualen schnell vergessen. Das Fleisch ist wunderbar mürbe, die Knusperschwarte verdient ihren Namen, und das Kraut ist ebenso perfekt wie die Miniknödel. Einen derart perfekten Schweinsbraten um 7,50 Euro muss man in der Innenstadt wohl lang suchen.

Auch die anderen Speisen sind eher auf der deftigen Seite und eignen sich durchaus als Unterlage für einen Absacker im einst berühmt-berüchtigten Bermudadreieck. Diese Woche gab es zum Beispiel Champignonschnitzel mit Maisgrießschnitte (8,50 Euro). Das Schweinefleisch stammt von Leopold Hödl, Wiens letztem richtigen Fleischer. Auch für Vegetarier gibt es stets etwas: zum Beispiel einen feinen Spinatstrudel mit Chinakohlsalat, der dank Orangendressing wunderbar erfrischend ist. Oder aber eine leicht scharfe, sehr cremige Brennnesselsuppe (4,50 Euro). Und auch die Nachspeise, diesmal Grießknödel mit dezenter weißer Schokoladefüllung und Erdbeerragout (6,50 Euro), schmeckt durchaus. Ein netter Neuzuwachs, der dem To-go- und Street-Food-Hype mit österreichischer Küche antwortet.

Schachtelwirt: Judengasse 5, 1010 Wien, von Di bis Fr: 11.30–22 Uhr, Sa: 12–22 Uhr, ✆ 01/532 07 07, www.schachtelwirt.at

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