Das einstige Café Zuckergoscherl hat nach einer Neuübernahme wieder aufgesperrt und versteht sich nun als modernes Café-Restaurant. Ganz nett.
So einen Namen darf man sich natürlich nicht entgehen lassen. Schlicht und einfach, weil man ihn sich merkt. Und weil er neugierig macht – auf das Alte und darauf, was daraus wurde. Das weiß auch Marcus Langhammer, der das Café Zuckergoscherl am Rochusmarkt, das vor knapp zwei Jahren zugesperrt hat, übernahm. Er war zuvor unter anderem im Rochus, im Freiraum und im Fischerhaus als Koch (und teils auch als Geschäftsführer) tätig. Aus dem Zuckergoscherl von einst hat er nun gemacht, was er sich unter einer modernen Café-Restaurant-Bar-Mischung vorstellt. Es sieht sehr nach Lounge aus: viel Kupfer und Leder, hohe Tische, eine kleine Badewanne, in der offene Weine gekühlt werden, und eine auffällige gelbe Lampe, in der der alte Zuckergoscherl-Schriftzug wiederverwertet wurde.
Das Service ist noch nicht ganz eingespielt, ein Auge für leere Gläser hat hier nicht jeder. Die Karte liest sich sehr interessant, es gibt Kaffeehaus-Klassiker (wie Schinkenrolle und Mayonnaise-Ei) neu interpretiert, Frühstück, Beisl-Klassiker und zum Glück keine Burger. Auf der Getränkekarte finden sich allerlei Cocktails, viele Schaumweine und eine recht große alkoholfreie Auswahl. Wobei sich die als recht unverschämt entpuppt. Einen halben Liter Leitungswasser, in dem ein paar Melissen- und Thymianzweige schwimmen, um 3,80 Euro als Edelsteinwasser zu verkaufen, ist happig. Dann lieber ein Achterl Grünen Veltliner vom Ott (5,50 Euro).
Leberknödel gibt es hier auf zweierlei Art: klassisch in der Suppe und gebacken auf Salat (6 Euro), nicht schlecht, aber sehr mild. Dreierlei Fleischtatar (18 Euro) mit Rind, Kalb und Reh ist hingegen recht üppig gewürzt, dennoch eine nette Vorspeise. Das Brot kommt vom Öfferl, was nie verkehrt ist. Das Salonbeuschel (15 Euro) schmeckt ausgezeichnet, vor allem mit dem flaumigen Knödel dazu. Das halbe gegrillte Bio-Hendl (13 Euro) ist überaus zart und zeugt von guter Qualität. Warum man dazu aber Pommes und Kräuterbutter serviert, bleibt schleierhaft. Gekocht wird hier ganz gut, vielleicht kann man noch ein bisschen am Rundherum arbeiten.
Zuckergoscherl: Landstraßer Hauptstraße 41−43, 1030 Wien, täglich 8−2 Uhr, ✆ 01/343 01 47, www.cafe-zuckergoscherl.at
("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.07.2017)