Kochen, backen, schauen

Noch besser als backen ist es, Kochbücher durchzublättern – zum Beispiel „Backen in der Winterzeit“.
Noch besser als backen ist es, Kochbücher durchzublättern – zum Beispiel „Backen in der Winterzeit“. (c) Brandstätter Verlag
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Meistens werden Kochbücher als Anschauungsobjekt missbraucht. Vielleicht liegt darin das Geheimnis ihres Erfolges. Ein paar Empfehlungen vor Weihnachten.

Kochbücher sind ein Phänomen. Sie werden meist zweckentfremdet, haben aber dennoch eine magische Anziehungskraft auf uns. Kaum jemand versteht sie als das, was sie sind – nämlich eine Arbeitsanweisung. Vielmehr werden sie sehnsüchtig durchgeblättert und bestenfalls angelesen. Offenbar reicht allein der Gedanke, all diese wunderbaren Gerichte irgendwann einmal selbst auszuprobieren. Und vielleicht sind sie gerade deshalb ein ideales Weihnachtsgeschenk. Ein Überblick über die jüngsten Neuerscheinungen – von prominenten Köchen, Wirtinnen, Konditoren oder Foodbloggern. Selbst letztere können offenbar dem Charme von Papier nicht widerstehen – ist doch ihr erstes Kochbuch eine Art Ritterschlag für sie.

Schellhorns Generationenkochbuch

Karola, Sepp und Felix Schellhorn, Christian Seiler Verlag, 400 Seiten, 48 Euro

Die Idee ist einfach wie genial. Drei Generationen – Großmutter, Vater und Sohn –, die gemeinsam in der Küche stehen, geben ein Kochbuch heraus. Karola, Sepp und Felix Schellhorn, die im Herzstück des Seehofs in Goldegg werken, haben sich dafür ein besonders professionelles Team ausgesucht. Christian Seiler ist für die Texte verantwortlich, Ingo Pertramer für die Bilder. Gekocht wird hier „echtes Essen“, wie es die drei gerne nennen, also Speisen, ohne die sich ein Wirtshaus nicht Wirtshaus nennen darf. Zum Beispiel Backhendl, Kalbsnierenbraten, Reisfleisch mit Parmesan, Buchteln, aber auch Çiğ Köfte oder Ceviche. Klingt nicht nur gut, schaut auch schön aus.

Wolf

Ein Kochbuch. Jürgen Wolf, Eigenverlag, 208 Seiten, 39,90 Euro

Das erste Kochbuch von Innereienspezialist Jürgen Wolf, der im vierten Bezirk ein vorzügliches Wirtshaus betreibt, schlägt in dieselbe Kerbe, wie die Familie Schellhorn: viele Innereien (auch hier gilt „nose to tail“), ehrliches Wirtshausessen, das aber gerne kreativ weitergedacht wird. Das Buch im schwarzen, edlen Lederband macht durchaus etwas her. Besonders nett sind die Fotos von Wolfs kleinen Schummelzetteln: Post-its und Zettelchen mit Rezepten, die offensichtlich schon sehr oft in Gebrauch waren.

Mein wunderbarer Kochsalon

Martina Hohenlohe. Eigenverlag, 216 Seiten, 24,90 Euro

Martina Hohenlohe ist zwar weniger als Foodbloggerin denn als „Gault&Millau“-Chefredakteurin bekannt. Dennoch betreibt sie mit ihrem „wunderbaren Kochsalon“ auch einen Blog, der nun (zumindest teilweise) in Buchform vorliegt. Einfach und schnell lautet das Motto der vierfachen Mutter. Das bezieht sich in erster Linie auf die Rezepte, das Kochbuch selbst sieht aber auch ein bisschen danach aus. Gut, es ist auch kein Coffee-Table-Book, sondern eine Arbeitsanweisung, etwa für persischen Hühnersalat, Pasta mit Spare-Rib-Ragout, Szegediner mit Kärntner Laxn, Thai-Gulasch oder Himbeertarte.

Echt österreichisch kochen

Ulli Amon-Jell, Renate Wagner-Wittula, Pichler Verlag, 192 Seiten, 26,90 Euro

Ulli Amon-Jell führt seit 1990 das traditionelle Gasthaus Jell in Krems. Gemeinsam mit Kochbuchautorin Renate Wagner-Wittula hat sie nun österreichische Klassiker verewigt, die aber gerne auch ein bisschen adaptiert werden dürfen. Etwa indem Maroni oder Dörrzwetschken in Semmelknödel eingearbeitet werden. Sehr nett.

Das große k. u. k. Mehlspeisenbuch

Josef Zauner, Servus Verlag, 200 Seiten, 30 Euro

Noch ein Klassiker, allerdings ein süßer. Seit 1832 gibt es die Konditorei Zauner in Bad Ischl. Hausherr Josef Zauner hat seine Rezepte nun in ein Buch gepackt, ohne viel Schnickschnack. Wie er den Zaunerstollen macht, verrät er natürlich nicht, dafür aber die Zauner-Trüffeltorte, Advent-strudel, geeiste Parfait-Kuppeltorte oder böhmischen Patzlkuchen.

Backen in der Winterzeit

Theresa Baumgärtner, Brandstätter Verlag, 240 Seiten, 29,90 Euro

Zeitgemäßer Kitsch kommt heute offenbar nicht ohne Norwegerpullis, Omas Geschirr und Deko aus dem Wald aus. All das findet sich in dem Buch „Backen in der Winterzeit“ der deutschen Foodbloggerin und Moderatorin Theresa Baumgärtner. Sie unterteilt den Winter in Land (Altes Land/Deutschland), Küste (Normandie), Berge (Tirol) und Stadt (Stockholm). Vom Birnen-Schmand-Kuchen über Sablés bis zum Christstollen.

The Great Outdoors

Winter Cooking. Markus Sämmer, Umschau Verlag, 272 Seiten, 35 Euro

Was der Hipster im Winter auf einer Berghütte gerne isst, erfahren wir in „The Great Outdoors“. Zum Beispiel Gewürzporridge mit Datteln und Winteräpfeln, Graupenrisotto mit getrockneten Waldpilzen oder Schupfnudeln mit Sauerkraut. Hauptsache, die Wollhaube sitzt und der Bart ist gepflegt.

Kipfler & Busserl

Ingrid Pernkopf, Renate Wagner-Wittula, Pichler Verlag, 224 Seiten, 24,90 Euro

Renate Wagner-Wittula hat die süßen Rezepte der leider viel zu früh verstorbenen Wirtin und Kochbuchautorin Ingrid Pernkopf in „Kipferl & Busserl“ gesammelt. Wer noch Rezepte für Nougatkipferl, Mohnbusserl, Kürbiskernschnitten, Kräuterkekse mit Schokoladen-Orangen-Fülle oder Keksstollen braucht, wird hier fündig. Dazu gibt es Warenkunde, Grundrezepte und Tipps für die Resteverwertung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.12.2017)

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