Unter 20 Euro

Stuwer: Manchmal ist Veränderung gar nicht schlecht

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In das einstige Lindwurmstüberl ist mit dem Stuwer ein durchaus empfehlenswertes modernes Wiener Beisel eingezogen – mit ebensolcher Küche.

Der Mensch tut sich offenbar schwer mit Veränderung. Das wird etwa dann deutlich, wenn jemand sein Stammlokal verliert. So etwas kann natürlich wehtun. Es ist aber nicht immer so schlimm, wie es scheint. Zum Beispiel, wenn das Stammlokal einen Nachfolger hat. Natürlich wird der einmal skeptisch beäugt, wie das die zwei Herren unlängst im Gastgarten des neuen Beisels Stuwer taten. „Sie haben was verändert“, sagt der Anzugträger wenig erfreut zur Kellnerin. Er ahnt Böses. Und auf die Antwort, dass es sich hier um eine Neuübernahme handelt, meint er schockiert: „Das ist schlecht, ganz schlecht. Das war mein Stammlokal.“ Auf die Aufforderung, doch einen Blick in die Karte zu werfen, meint er nur: „Haben's a Backhendl?“ Die Dame bejaht, muss aber zugeben, dass das nur die halbe Wahrheit ist: „Einen Backhendlsalat.“ Woraufhin die Herren erbost den Gastgarten verlassen.

Sie hätten vielleicht sitzen bleiben sollen – und gemerkt, dass das Stuwer eine zweite Chance verdient hat. Denn dass das Lindwurmstüberl geschlossen hat, dafür können die neuen Betreiber nichts. Dass sie daraus ein nettes, modernes Beisel mit guter Küche gemacht haben, aber sehr wohl. Neben Mittagsmenüs gibt es eine kreative Abendkarte mit Klassikern und ein paar anderen Dingen. Die Grießnockerlsuppe (3,80 Euro) schmeckt wie aus dem Lehrbuch, die Spargelsuppe (4,50 Euro) schafft das seltene Kunststück, mehr nach Spargel als nach Schlagobers zu schmecken. Für den kleinen Hunger gibt es Langos mit Beinschinken, Sauerrahm und Kren oder Bergkäse, Frühlingszwiebel und Knoblauchöl (5,60 Euro) oder ein ausgelöstes Backhendl auf Erdäpfel-Vogerlsalat mit Käferbohnen und Radieschen (10,90 Euro). Für die überaus feinen Fish & Chips wird heimischer Waller verwendet (17,50 Euro). Neben Wiener Schnitzel und Zwiebelrostbraten werden auch Bärlauchknödel oder Lauchquiche kredenzt. Dazu gibt es Schremser vom Fass, ein paar Weine (Mayer am Pfarrplatz, Zuschmann Schöfmann) und hausgemachte Limonaden. Manchmal ist Veränderung gar nicht schlecht.

Stuwer: Stuwerstraße 47, 1020 Wien, Di–So 11.30–24 Uhr, ✆ 0660/601 03 69, stuwer.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.05.2018)

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