Minzblätter allein reichen schon lange nicht mehr. Bevor Barkeeper Bert Jachmann mit seiner Arbeit beginnt, macht er einen Rundgang durch den Garten, um Kräuter zu sammeln.
Man kennt das von Köchen. Sie schätzen den eigenen Kräutergarten vor der Haustür, der auch für die Gäste gut sichtbar platziert ist. Immerhin ist es nicht gerade ein schlechtes Zeichen, wenn der Koch vor Fertigstellung einer Speise noch schnell frische Kräuter holt. Dass aber ein Barkeeper sein gemeinhin eher dunkles Reich verlässt, ausgerüstet mit ein paar Gefäßen, um eine Runde durch den Kräutergarten zu drehen, ist ein eher ungewöhnlicher Anblick.
Bert Jachmann, der Barchef im Heuer am Karlsplatz und Initiator des Cocktailfestivals Liquid Market, findet daran nichts Außergewöhnliches. Ein paar Minzblätter aus dem Kühlschrank reichen ihm nicht. „Schauen wir mal, was wir heute finden“, sagt er, schnappt sich einen kleinen Kübel und eine Schere und verlässt die dunkle Bar am Wiener Karlsplatz. Daneben wurde nämlich schon vor Jahren der Karls Garten errichtet, eine Ansammlung von Hochbeeten, die der Küche – und eben auch der Bar – frische Zutaten liefern (und dem Verein Karls Garten als Forschungsobjekt dienen). Dass man sich hier auf einem Verkehrsknotenpunkt der Stadt befindet, vergisst man dabei schnell. Eine Hecke schützt den Garten, sogar Spalierobstbäume wurden gepflanzt.