Von Gutshöfen und Adelsfamilien

Von Gutsbetrieben wird mehr erwartet.
Von Gutsbetrieben wird mehr erwartet.(c) imago/Westend61 (Martin Siepmann)
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Gutsbetriebe unterscheiden sich nicht nur in der Größe von bäuerlichen Betrieben.

Beim Stichwort Landwirtschaft kommt wohl den meisten ein klassisch bäuerlicher Familienbetrieb in den Sinn. Bei einem Gutshof sieht die Sache schon anders aus – er wird mit denkmalgeschützten Gutshäusern, Jagdschlössern, großen Flächen, dementsprechenden Fördersummen assoziiert. Vielleicht treten deshalb die meisten großen landwirtschaftlichen Gutsbetriebe, deren Stammbaum adelige Wurzeln aufweist, eher dezent in Erscheinung.

Wie viele Betriebe mit herrschaftlichen Wurzeln es gibt, lässt sich heute schwer sagen. „Irgendwann einmal gehörten ja alle landwirtschaftlichen Betriebe adeligen Häusern“, sagt dazu Felix Montecuccoli, Präsident der Land- und Forstbetriebe Österreich, der selbst auch das familieneigene Gut Mitterau nahe St. Pölten leitet. 1848 wurde im Zuge der Bodenreform zwischen bäuerlichen Betrieben und Gutsbetrieben differenziert. Wobei viele Familien mit adeligen Wurzeln zwar nach wie vor eine Forst- und Landwirtschaft besitzen, diese aber nicht immer selbst bewirtschaften, sondern verpachten. Wie genau die Gutsbetriebe ihre landwirtschaftlichen Flächen nutzen, hängt stark von der Landschaft ab. „Im Gebirgsland blieben 1848 Forstflächen bei den adeligen Familien, landwirtschaftliche Flächen gingen ins Eigentum bäuerlicher Familien über, die sie ja schon vorhin bewirtschaftet haben“, sagt Montecuccoli. Ackerbau spielt in den meisten Gutsbetrieben, wie generell in der Landwirtschaft, eine wichtige Rolle.

Zu den bekanntesten Gutshöfen zählen neben dem Bio-Landgut Esterhazy der Guts- und Forstbetrieb Wilfersdorf der Stiftung Fürst Liechtenstein oder die Gutsverwaltung Hardegg. Montecuccoli selbst bewirtschaftet in seinem Gut Mitterau rund 200 Hektar Ackerland. Wobei er anmerkt, dass ein Betrieb mit einer solchen Fläche in Österreich zu den größeren zähle, im europäischen Vergleich aber klein sei.

Montecuccoli hat in seiner Rolle als Gutsverwalter einen höheren Anspruch an Gutshöfe beobachtet. „Von uns wird mehr erwartet. Bei einem Gutsbetrieb wird eher darauf geachtet, wie es dort ausschaut. Aber das ist auch ein Ansporn.“ Worin sich ein Gutsbetrieb noch unterscheidet, ist, dass verstärkt mit externen Arbeitskräften als mit Familienmitgliedern gearbeitet wird. Und man erkenne sie an dem „riesigen Gebäudebestand, der manchmal wie ein Klotz am Bein ist“. Dass ein Gutsbetrieb der Forschung gegenüber offen ist, sei keine Seltenheit. Einerseits bieten sich die Flächen an, andererseits, so Montecuccoli: „Wir wollen auch etwas weiterentwickeln, das liegt uns vielleicht im Blut.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.07.2018)

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