Vom Kaiserschnitzel zum Mozartwein

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Symbolbild.(c) APA (INTERNATIONALE STIFTUNG MOZARTEU)
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Als Namenspatron für Speisen fungierte lange der Adel – bis der Mozarthype begann.

Mit Kaiser Franz Jospeh kann kaum ein berühmter Namenspatron mithalten. Ihm wurden Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts unzählige Gerichte gewidmet, die durch den kaiserlichen Namen aufgewertet werden sollten. Von der Kaiserconsommé über Kaiserschöberl, Kaisernudeln, Kaiserfleisch oder Kaisergugelhupf bis hin zu Kaiservanillegefrorenes zählt Historikerin Ingrid Haslinger in ihrem Buch „Die Wiener Küche“ (Mandelbaum Verlag) so einige kaiserliche Gerichte auf. Wobei nicht alle Speisen Franz Joseph gewidmet waren, jedoch hat die kaiserliche Namensnennung unter ihm eine kleine Hochblüte erlebt. Aber auch sonst beziehen sich viele Speisenamen, die heute geläufig sind und selbstverständlich wirken, damals auf Personen aus dem kaiserlichen Hof. So wurde etwa der Stephanie-Rostbraten nach der Gemahlin von Kronprinz Rudolf, Stephanie von Belgien, benannt (der Rostbraten wird dabei mit Champignons, gekochtem Wurzelwerk, Erdäpfelwürfeln, grünen Erbsen, Kapern und Trüffelscheiben in Malaga gedünstet). Die heute kaum mehr bekannte „Bombe Marie Louise“ (eine Kombination aus Vanille- und Schokoladeeis) wurde hingegen der Tochter von Kaiser Franz II gewidmet. Elisabethschnitten (mit Erdbeermark gefüllte und mit Schokolade überzogene Mürbteigschnitten) bezogen sich auf die süßen Vorlieben von Kaiserin Elisabeth. Auch eine Habsburgersuppe und eine Consommé Valerie (für Erzherzogin Marie Valerie) hat die Historikerin ausgemacht.


Mozartboom im 19. Jahrhundert. Aber nicht nur dem kaiserlichen Hof und ihren Mitgliedern wurden Speisen gewidmet. Auch Adelsfamilien – man denke nur an die Esterhazyschnitte –, und später berühmte Persönlichkeiten, allen voran Künstler, sowie Orte hielten oft als Namenspatrone her. Der große Mozartboom etwa setzte nicht, wie man heute meinen mag, 250 Jahre nach seiner Geburt ein (man denke nur an die zahlreichen Produkte, die im Jahr 2006 entwickelt wurden: Mozartwurst, Mozartbier oder Mozartjoghurt). In Salzburg begann man 50 bis 100 Jahre nach seinem Tod (Mozart starb 1791) dem „großen Sohn“ zu huldigen: Angefangen von der Mozart-Statue, die 1842 enthüllt wurde und für deren Finanzierung ein eigenes Mozart-Komitee gegründet wurde (was der kaiserliche Hof mit Skepsis beobachtete, war doch eine derartige Huldigung dem Adel vorbehalten gewesen) bis hin zur berühmten Mozartkugel. Das Denkmal hatte eine Vielzahl an anderen Mozartprodukten zur Folge: Von Mozartbüsten, Mozartpfeifen und kleinen Mozartstatuen bis hin zu Mozartbrot und Mozartwein berichtete damals die „Salzburger Zeitung“.

Heute hat man sich längst an die historischen Speisenamen gewöhnt. Neue Namen kommen selten hinzu und wenn, dann handelt es sich nicht um Zeitgenossen. So wurde die für die Original Mozartkugeln berühmte Konditorei Fürst im Jahr 1985 anlässlich des 300. Geburtstages von Johann Sebastian Bach darum gebeten, eine süße Spezialität, ähnlich der Mozartkugel, für den Komponisten zu kreieren. Herausgekommen ist ein Bach-Würfel. Das Geschäft mit berühmten Namenspatronen dürfte offenbar gut gehen, in den letzten Jahren haben auch der Salzburger Fürsterzbischof Wolf Dietrich von Raitenau, der Salzburger Physiker Christian A. Doppler und auch der Gründer der Salzburger Universität Erzbischof Graf Paris Lodron einen eigenen Schokowürfel erhalten.

Heute wäre das nur schwer vorstellbar, man denke nur an eine Van-der-Bellen-Torte. Eine Falco-Schnitte ginge da schon eher.

Auf einen Blick

Original Mozartkugeln
Seit 1890 werden in der Salzburger Konditorei Fürst die Original Salzburger Mozartkuglen hergestellt. Verkauft wird die Nascherei (für derzeit 1,30 Euro pro Stück) ausschließlich in den vier Fürst-Geschäften in der Salzburger Innenstadt sowie seit eineinhalb Jahren via Online-Shop (der allerdings von Mai bis Ende September Sommerpause hat). Produziert werden die Mozartkugeln im Stammhaus am Alten Markt (weitere Standorte befinden sich am Mirabellplatz, im Ritzerbogen und in der Getreidegasse). Martin Fürst führt das Unternehmen in fünfter Generation. Im Vorjahr hat er einen Rechtsstreit gegen einen Mitbewerber gewonnen, der Mozartkugeln in ähnlicher Verpackung verkauft hat.

Alter Markt/Brodgasse 13, 5020 Salzburg, ✆ 0662/843 75 90, fuerst.cc, original-mozartkugel.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.08.2018)

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