Hans Reh

 Hans Reh, Burggasse 20.
Hans Reh, Burggasse 20.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Fisch aus der Dose in einem Lokal essen? Kann man schon machen, vor allem, wenn es in einem so liebevollen Geschäft wie Hans Reh in Wien Neubau geschieht.

In der Kindheit war es so eine Art Notlösung. Wenn die Mutter am Abend nicht die Zeit zum Kochen hatte, gab es eben eine Dose – Thunfisch in Öl, Thunfisch mit Gemüse oder vielleicht Sardinen, dazu ein Stück Schwarzbrot. Und auch, wenn es schmeckte, schwebte über all dem der unausgesprochene Gedanke, dass es eine schnelle Lösung war, aber halt „kein richtiges Essen“. Nun, die Zeiten ändern sich. Und Konserven, richtig aufbereitet und vermarktet, gibt es sogar schon im Lokal. Wobei, Lokal ist beim Hans Reh in der Wiener Burggasse vielleicht nicht der ganz korrekte Begriff – es ist vielmehr ein liebevoll eingerichtetes Geschäft mit zwei kleinen Tischen, in dem man Dosen kaufen kann. Wenig überraschend nicht die Konserven, die man aus dem Supermarkt kennt, sondern liebevoll ausgewählte von den besten Herstellern aus Spanien, Portugal und Frankreich. Ob Bacalhau, französische Sardinen in nostalgischen Dosen oder Tintenfisch in eigener Tinte – allein das Durchstöbern der Regale mit all den bunten Etiketten und Verpackungen macht Spaß.

Die Preise rangieren je nach Dose von knappen vier bis zu weit über 20 Euro (Seeigelrogen, zum Beispiel). Und will man den Fisch gleich im Lokal probieren, kommen pro Dose noch einmal fünf Euro dazu – dafür bekommt man dann eine Garnitur dazu, etwa Hummus, Bohnen, eingelegte Gurken, Tomaten oder Fisolensalat. Und auch Brot ist dabei, von Fladenbrot bis zum Dinkelbrot vom Kornradl-Biobäcker ums Eck. Serviert wird die Dose, und jetzt wird es ein bisschen meta, in einer Fischdose aus Porzellan, man ist ja schließlich nicht daheim. Besonders spannend ist es, wenn man in einer kleinen Gruppe da ist (vier Leute sind optimal) und man wie in einer Tapas-Bar von allem ein bisschen probieren kann. Je nachdem, welche Dose man probiert hat, kann es halt auch ein bisschen mehr kosten. Lustige Erfahrung, jedenfalls. Und das Gefühl, dass das Essen aus der Dose eine Notlösung war, stellt sich definitiv nicht ein.

Hans Reh, Burggasse 20, 1070 Wien, Di–Fr 11.30–14, 17–21 Uhr, Sa 11–18 Uhr, ✆ 0650 7416767,www.hansreh.com

diepresse.com/essen

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.09.2018)

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