Vom Cola-rot-Trinker zum besten Sommelier Österreichs

Andreas Jechsmayer darf sich nun bester Sommelier Österreichs nennen.
Andreas Jechsmayer darf sich nun bester Sommelier Österreichs nennen.(C) Christine Miess
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Andreas Jechsmayr, Sommelier im Landhotel Forsthof, gewann die Staatsmeisterschaft der Sommeliers – und vertritt Österreich bei der WM im März.

Andreas Jechsmayr hätte nicht mehr damit gerechnet, Österreichs bester Sommelier zu werden. Vielleicht ist er es gerade deswegen geworden. Immerhin hat der 46-Jährige das Finale der Sommelier-Staatsmeisterschaft, das Montagabend im Arcotel Wimberger in Wien stattgefunden hat, mit Lässigkeit absolviert – zumindest für den Laien, die Angespanntheit hat er gut versteckt.

„Ich bin schon dreimal Zweiter geworden in Österreich, ich hatte schon so oft einen Besseren vor meiner Nase. Ich wollte eigentlich gar nicht mehr antreten“, sagt Andreas Jechsmayr am Tag danach zur „Presse“. Kollegen hätten ihn überredet, es noch einmal zu versuchen. „Ich hatte einen Bombentag, ich war sehr locker. Aber natürlich spielen auch Routine und Erfahrung mit.“ Auch für einen erfahrenen Sommelier sind die Aufgaben, die bei so einem Wettbewerb gestellt werden, alles andere als leicht.

Blindverkostungen und Fallen

So mussten etwa drei Weine der gleichen (nicht verratenen) Sorte blind verkostet werden und unter Zeitdruck drei unterschiedliche Präsentationen abgegeben werden: einmal eine perfekte technische Beschreibung fürs Fachpublikum, einmal für die Gäste und beim dritten Mal für ein fiktives Serviceteam. Es ist erstaunlich, wie die Sommeliers, nachdem sie den Wein kurz begutachtet, gerochen und gekostet haben, nur so lossprudeln: von Aromen über Reifung (Eichenfass), Jahrgang und Herkunft bis hin zur Lage, ebenso wie über die ideale Trinktemperatur, Speisenempfehlungen und Lagerfähigkeit. Oder aber wie sie innerhalb weniger Minuten eine fehlerhafte Liste von Weinen entlarven und entdecken, dass etwa eine Angabe nicht stimmen kann, weil das Weingut in jenem bestimmten Jahrgang nichts von jener Sorte ernten konnte. Bis hin zu kniffligen Restaurantsituationen mit vielen versteckten Fallen, bei der die strenge Choreografie beim Dekantieren eines Weins dennoch eingehalten werden muss. Oder aber einem Überraschungsgast, nämlich Schauspielerin Angelika Niedetzky, die wissen wollte, welchen Cocktail sie da in der Hand halte. Alles auf Englisch, versteht sich.

„Im Restaurant wird dem Sommelier oft nicht richtig zugehört. Er ist für viele nur der, der den Wein bringt. Bei so einem Wettbewerb können sie aber zeigen, was alles nötig ist, damit man eine Empfehlung treffen kann“, sagt Annemarie Foidl, Präsidentin der Sommelier Union Austria, die durch den Abend führte. 20 Sommeliers haben sich dem Wettbewerb gestellt. Für das Finale, bei dem im Rahmen eines Galadiners neben einer Fachjury knapp 200 Gäste anwesend waren, haben sich drei qualifiziert. Neben dem Sieger waren das Vorjahressieger Suvad Zlatic (Raffl's Star Hotel), an den Platz zwei ging, und René Antrag, der im Steirereck tätig ist (Platz drei).

„Das waren alles sensationelle Kandidaten auf einem sehr hohen Niveau. In Österreich hat sich wirklich viel getan“, sagt Foidl, die es allerdings bedauert, dass unter den 20 Kandidaten keine einzige Frau war. So eine Vorbereitung sei nicht einfach, Frauen fehle leider immer noch der Rückhalt in Beruf und Familie, meint Foidl.

Andreas Jechsmayr, der sich derzeit auch im Studium zum Master-Sommelier befindet, kann sich nicht mehr erinnern, wann er an seinem ersten Wettbewerb teilgenommen hat. Um die Jahrtausendwende müsse das gewesen sein, im Schloss Fuschl. Er selbst ist durch Zufall auf den Wein gekommen. „Ich habe 27 Lebensjahre lang geglaubt, dass man Wein am besten in einer 50:50-Mischung mit Cola trinkt“, sagt Jechsmayer, Jahrgang 1972 – „ein schrecklicher Weinjahrgang, aber für Sommeliers offenbar nicht so schlecht“. Er habe sich damals blind in einem Dreihaubenlokal in Vorarlberg beworben und dort die Begeisterung für Wein entdeckt. Mittlerweile war er 28 Jahre lang international unterwegs. Vor zwei Jahren ist er zurück nach Oberösterreich gekommen und seither im Landhotel Forsthof in Sierning tätig. Im März 2019 wird er Österreich bei der Weltmeisterschaft in Antwerpen vertreten. Ganz kann er es immer noch nicht glauben.

ZUR PERSON

Andreas Jechsmayr ging Montagabend bei der österreichischen Sommelier-Staatsmeisterschaft 2018 als Sieger hervor. Der 46-jährige Oberösterreicher ist im Landhotel Forsthof in Sierning tätig. Er war zuvor 27 Jahre lang vor allem in der internationalen Spitzengastronomie tätig, mit einer kurzen Unterbrechung als Einkäufer im Lebensmittelhandel.

Bei der Staatsmeisterschaft haben 20 Kandidaten teilgenommen. Jechsmayr wird Österreich bei der WM im März 2019 in Antwerpen vertreten. sommelierunion.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.11.2018)

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