Süß und geistvoll

Kornelkirschen lassen sich zu einer feinen Marmelade verarbeiten.
Kornelkirschen lassen sich zu einer feinen Marmelade verarbeiten.(c) imago/blickwinkel (imago stock&people)
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Aus den bald reifen Kornelkirschen macht man am besten Marmelade oder Likör.

Wer nach einem Dirndlstrauch sucht, muss lediglich im Vorfrühling den Blick über die Waldränder gleiten lassen. Steht dort ein Strauch in auffällig gelber Blüte, und zwar zu einer Zeit, in der absolut noch nichts anderes blüht und kein Blättchen den Blick trübt, hat man ihn gefunden.

Heuer reifen die kleinen roten Früchte erstaunlich früh, in ein, zwei Wochen können die ersten von ihnen bereits geerntet werden. Da das, wie man so schön sagt, angesichts ihrer Winzigkeit zu einer echten Lausklauberei ausarten kann, geht man am besten mit folgendem Trick vor: Unter den Strauch wird ein möglichst großes Leintuch gebreitet, dann werden die Äste einzeln gut durchgeschüttelt, und schon kann man die Beute heimtragen.

Diese Prozedur spart Stunden des Pflückens und hat noch dazu den Vorteil, dass nur die wirklich reifen Früchte abfallen, denn die Unreifen sind, wie gesagt, eher grauslich. Was tut man nun mit der Ernte?

Man verarbeitet sie am besten zu einer feinen Marmelade, und das geht so: Die gewaschenen und von etwaigen Verunreinigungen befreiten Kornelkirschen kommen in einen Topf. Pro Kilo kommt ein Viertelliter Wasser, das Mark einer Vanilleschote sowie der Saft einer halben Zitrone dazu. Unter aufmerksamer Beachtung und gelegentlichem Rühren so lang einkochen, bis sich das Fruchtfleisch gut von den Kernen gelöst hat. Bei reifen Früchten dauert das etwa zehn Minuten.

Dann wird die Flotte Lotte hervorgekramt. Erst durch das grobe, dann durch das ganz feine Sieb drehen, dabei nicht die Geduld verlieren. Das so gewonnene Mus wird pro Kilo mit etwa 800 Gramm Zucker zu Marmelade gekocht. Wer es lieber geistvoll mag, füllt 700 Gramm Dirndln, 700 Milliliter Korn oder Wodka sowie 600 Gramm braunen Kandiszucker in ein bauchiges Glas, stellt dieses verschlossen in die Sonne und seiht den Likör nach sechs bis acht Wochen ab. Prost.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.08.2017)

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