Gartenkralle

Gefräßige Eindringlinge

Wachsmotten ernähren sich hauptsächlich von Bienenwaben.
Wachsmotten ernähren sich hauptsächlich von Bienenwaben.(c) Ute Woltron
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Die Waben der Honigbiene sind die Lebensgrundlage eines weitgehend unbekannten Insekts.

Da wir heute dem Thema „Tierische Bewohner des Gartens“ besondere Aufmerksamkeit widmen, folgt ein Schlenker zu einem interessanten Insekt, das die wenigsten von uns kennen dürften: die Wachsmotte. Der Nachbar ist als Imker mit dem kleinen Schmetterling wohlvertraut, er steht mit ihm im Gegensatz zu seinen geliebten Eichhörnchen jedoch auf Kriegsfuß.

Als vergangenen Sommer die Meldung durch die Medien ging, man habe durch Zufall entdeckt, dass bestimmte Raupen Plastik verdauen und abbauen können, so handelte es sich dabei nicht um irgendein exotisches Getier, sondern um die Kinderstube der unscheinbaren großen Wachsmotte. Sie und sechs weitere Arten dieser Vertreter der Zünsler kommen in Europa vor. Die bekanntesten sind die Große und die Kleine Wachsmotte, von denen der Nachbar sagt, sie seien ihm beide gleichermaßen verhasst. Mehrfach habe er als noch unwissender Imkerjüngling im Frühjahr die im vergangenen Sommer nach dem letzten Schleudergang verstauten Honigwaben hervorholen wollen und anstelle der eingewinterten sattgelben Wachsplatten entgeistert auf dichte weiße Gespinste und klaffende Löcher geblickt.

Das Werk der Wachsmotte ist in der Tat erstaunlich. Des Imkers Leid ist jedoch der Wildbiene Freud. Denn die Raupen der Wachsmotte sorgen in der freien Wildbahn für gründlichen Wohnungsputz in verlassenen Bienennestern. Sie fressen Pollenreste, Kokons und auch die Waben, verhindern so die Übertragung von Krankheiten wie der Faulbrut und machen Platz für neues Bienenleben in alten Baumhöhlen.

Die Fähigkeit der Großen Wachsmotte, Polyethylen recht rasch abbauen zu können, wird derzeit untersucht und könnte dereinst möglicherweise eine wichtige Hilfestellung für das Plastiksackerl-Umweltproblem darstellen. Dies alles nur, um die Wunder der Natur einmal mehr zu veranschaulichen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.02.2018)

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