"Kokosnussöl ist das reine Gift"

Um das Kokosöl ranken sich viele Märchen
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Karin Michels Vortrag über Ernährungsirrtümer wurde zum Youtube-Hit. Bei der Institutsdirektorin bekommt die Kokosnuss ihr Fett weg.

Die frühere Harvard-Professorin Karin Michels leitet seit fünf Jahren das Institut für Prävention und Tumorepidemiologie an der Universität Freiburg. Ihr Vortrag mit dem Titel "Kokosöl und andere Ernährungsirrtümer" wurde jetzt zum Youtube-Hit. Darin räumt sie mit einigen Märchen auf, die seit vielen Jahren von der Lebensmittelindustrie kultiviert werden.

Um das Kokosöl ranken sich beispielsweise viele gesundheitsfördernde Mythen - "alle sind völliger Quatsch", sagt Michels. "Kokosöl ist eines der schlimmsten Nahrungsmittel, die Sie überhaupt zu sich nehmen können. Es gibt nicht eine einzige Studie am Menschen, die irgendeine positive Wirkung von Kokosöl zeigt. Kokosöl ist gefährlicher für Sie als Schweineschmalz, weil es noch mehr gesättigte Fettsäuren hat und fast keine essenziellen Fettsäuren, die wir brauchen."

Gesättigte Fettsäuren würden Herzkranzgefäße verstopfen und zum sicheren Herztod führen, sagt Michels in ihrem Vortrag. Flüssigen Pflanzenfetten sollte man daher den Vortritt geben. Einfach ungesättigte Fettsäuren würden sich hingegen aller Mythen auch zum Erhitzen anbieten.

Fette im Überblick

<b>Gut</b> <b>Gut</b> <b>Schlecht</b> <b>Schlecht</b>
Einfach ungesättigte Fettsäuren: Mehrfach ungesättigte Fettsäuren: Gesättigte Fettsäuren: Transfettsäuren
Olivenöl <b>Omega-6-Fettsäuren:</b> Butter
Rapsöl Sonnenblumenöl Kokosfett
Traubenkernöl Palmfett
Distelöl
Kürbiskernöl
Sojaöl
<b>Omega-3-Fettsäuren:</b>
Leinöl
Fischöl

Weitere Irrtümer

Superfoods: Wer sich ausgewogen ernährt, braucht keine exotischen Superfoods wie nicht-heimische Chia-Samen, Goji-Beeren, Acai-Beeren und Matcha. Durch die meist langen Transportphasen sowie einer unfachgemäßen Lagerung gehe das Gros der wertvollen Inhaltsstoffe verloren. Außerdem arbeiten Bauern im EU-Ausland auch mit Pestiziden, die hierzulande verboten sind. Karin Michels verweist auf heimische Superfoods wie z.B. Leinsamen.

Spinat enthält nicht nur wenig Eisen, sondern auch verhältnismäßig viel Oxalsäure, die die Eisenaufnahme hemmt. Wer zu wenig Eisen im Körper hat, sollte eher auf Hülsenfrüchte setzen.

Brauner Zucker ist nicht gesünder als weißer Zucker, er wird nur länger karamellisiert. Es gibt keine Vorteile.

Fruchtzucker schützt nur sehr bedingt vor Diabetes. Fructose wird von der Leber abgebaut, dabei bildet sich u.a. schlechtes Cholesterin (LDL) und Triglyceride. Zu viel Fruchtzucker schadet der Leber, so Michels. Besonders der von der Lebensmittelindustrie bevorzugte Maissirup (High-fructose corn syrup ist billiger und süßer) führe zu einer Verfettung der Leber.

Nüsse haben sehr gute Eiweißstoffe und Fette, sind aber auch sehr kalorienreich. Die Walnuss (Omega-3) ist die wertvollste Nuss in unseren Breiten. Paranüsse und Erdnüsse sollte man wegen der möglichen Schadstoffbelastung nicht zu häufig konsumieren.

Wasser ist auch nicht gleich Wasser. Kohlensäure führt zu Bluthochdruck und einer Übersäuerung des Körpers, sagt Michels in ihrem Vortrag. Leitungswasser sollte man den Vorzug geben.

Rotes Fleisch ist außer Alkohol das einzige Lebensmittel, das von der WHO als krebserregend eingestuft wird (Darm-, Brust-Krebs), daher ist die derzeit beliebte Paleo-Diät auch nicht das Gelbe vom Ei. 

Eier haben übrigens zwar viel Cholesterin, was aber nicht heißt, dass sie den körpereigenen Spiegel erhöhen.

Kaffee schadet nicht, er ist sogar gesund, sagt Michels. Jüngere Studien zeigen, Kaffee senkt das Risiko für Diabetes, Gebärmutterkrebs und Prostatatkrebs. Menschen, die an Herzrythmusstörungen leiden, sollten mit ihrem Arzt Rücksprache halten.

Glutenfrei? Personen, die keine Unverträglichkeiten oder Erkrankungen im Zusammenhang mit Gluten haben, sollten sich nicht glutenfrei ernähren. Es bietet laut Karin Michels keinerlei Vorteile.

Der Vortrag in voller Länge:

(sh)

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