Masern: Ärztekammer will Impflücken schließen

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Angesichts der steigenden Krankenzahl bei Masern zeigt sich die Österreichische Ärztekammer alarmiert. In Richtung der Impfskeptiker hieß es: Misstrauen im Hinblick auf offizielle Impfempfehlungen sei unangebracht.

Wien. Dass sich die Zahl der Masernfälle 2017 im Vergleich zum Jahr davor mehr als verdreifacht habe (95 Fälle von Masernerkrankungen wurden im Vorjahr gezählt) und Österreich damit dem WHO-Ziel der Masernelimination nicht nähergekommen sei (die Zahlen bedeuten einen Rückschlag), müsse als Alarmzeichen gewertet werden. Dies teilte der Präsident der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK), Thomas Szekeres, am Donnerstag mit.

Eine generelle Impfpflicht – eine solche fordert Volksanwalt Günther Kräuter („Wenn Appelle und Aufklärungskampagnen nicht zum Ziel führen, ist ein verpflichtender Impfschutz unumgänglich“) – sei jedoch keine Lösung. Dies würde die Bevölkerung als Zwangsmaßnahme verstehen. Der ebenso von der Volksanwaltschaft kommenden Vorschlag, Impfungen an die volle Auszahlung von Sozialleistungen im Rahmen des Mutter-Kind-Passes zu knüpfen, sei aber überlegenswert.

Da es die größten Impflücken bei jungen Erwachsenen gebe, werde man nicht umhinkommen, Anstrengungen zur Aufklärung der Bevölkerung weiter zu forcieren. Dass eine Masernerkrankung die Abwehrkräfte stärke, sei ein „gefährliches Märchen“, stellte der Impfreferent der Österreichischen Ärztekammer, Hans Jürgen Dornbusch von der Medizinuniversität Graz, fest. Vielmehr sei belegt, dass Masern häufig schwer und manchmal sogar tödlich verlaufen und Erkrankte noch bis zu zwei Jahre lang unter einem geschwächten Immunsystem litten.

Zum Thema Impfskepsis hielt der Leiter des ÖÄK-Impfreferats, Kinderarzt Rudolf Schmitzberger, fest: „Die Anzahl an überzeugten Impfgegnern ist überschaubar. Die größte Herausforderung stellt die große Gruppe jener Eltern dar, die eigentlich das Beste für ihr Kind wollen, aber durch Falschinformationen vor allem in den sozialen Medien zu Impfzweiflern werden.“

Misstrauen im Hinblick auf offizielle Impfempfehlungen sei unangebracht, so die ÖAK. Man könne sich darauf verlassen, dass bei empfohlenen Impfungen eventuelle Risken „so verschwindend gering sind, dass sie in keinem Verhältnis zum Schaden stehen, den eine durch Impfung verhinderbare Erkrankung verursacht“, betonte Dornbusch. (m. s./APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.08.2018)

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