"Kokosnussöl ist das reine Gift" - Die deutsche Harvard-Professorin Karin Michels bedauert ihre harte Formulierung.
Die frühere Harvard-Professorin Karin Michels landete mit ihrem Vortrag mit dem Titel "Kokosöl und andere Ernährungsirrtümer" vergangene Woche einen Youtube-Hit. Darin rechnete die Institutsleiterin für Prävention und Tumor-Epidemiologie an der Uni Freiburg unter anderen mit den Märchen um das als besonders gesund geltende Kokosöl auf: "Kokosöl ist eines der schlimmsten Nahrungsmittel , die Sie überhaupt zu sich nehmen können (...)."
Nun hat sie sich für ihre harte Formulierung entschuldigt: "Der Satz 'Kokosöl ist das reine Gift' ist pointiert und zugespitzt. Er fiel im Rahmen eines öffentlichen Vortrags für die allgemeine Bevölkerung. Er hat zu einer großen Diskussion geführt. Frau Professor Michels' Absicht war nicht, Menschen zu verunsichern, sondern zu informieren. Für die unglückliche Wortwahl möchte sie sich an dieser Stelle entschuldigen." Und ein Statement, warum Kokosöl auch bei freundlicher Wortwahl kein Superfood ist, lesen Sie >> hier .
Sie ist die teure Königin: Die Goji-Beere mit ihrem Vitamingehalt von 15 mg/100 g thront in Supermarkt wie Reformhaus auf einem Podest. Die Tester des Verbraucherschutzmagazins "Konsument" warnten allerdings bereits im Juni 2016 vor Pestizidbelastungen. Die meist aus China importierten Beeren würden oft ohne ausreichender Rückstandkontrolle in Europa landen. Imago Was hinzu kommt: Die zu frühe Ernte, die starke Verarbeitung bzw. Aufbereitung für den Transport und die wochenlange Lagerung in Schiffscontainern geht zulasten der empfindlichen Inhaltsstoffe. Imago Heimische Vitaminbomben wie Brombeeren, Erdbeeren oder die schwarze Johannisbeere können mit dem roten Exoten gut mithalten. Und die heimische Hagebutte übertrifft die Goji-Beeren sogar mit ihrem Vitamin C-Gehalt. Wer der Goji-Beere dennoch treu bleiben will, könnte sich nach österreichischen Produzenten umsehen. Bocksdornsträucher gedeihen auch hierzulande. Imago Bei Chiasamen, die hauptsächlich aus Südamerika importiert werden, gibt es Hinweise auf den Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln, die in Europa verboten sind. Global 2000, Südwind und die Arbeiterkammer Niederösterreich fanden in einer gemeinsamen Untersuchung im Jahr 2017 in ihren Chia-Proben Rückstände des Wirkstoffs 2,4-D, der als Bestandteil von "Agent Orange" im Vietnam Krieg zu trauriger Berühmtheit kam. Imago Superfoods versprechen Gesundheit und spülen vor allem Geld in die Kasse. 2016 wurden in Deutschland Chia-Samen, Goji-Beeren und Co. für insgesamt 42,6 Millionen Euro verkauft, berichtete die Marktforschungsfirma Nielsen. 2014 lag der Umsatz noch bei 1,5 Millionen Euro. Imago Chiasamen sind aufgrund ihres hohen Gehalts an Ballaststoffen, Eiweiß und Mineralstoffen anderen Lebensmitteln beliebt. Die Heilsamen der Azteken sollen obendrein die Verdauung fördern, den Blutzucker regulieren sowie Gelenkschmerzen und Sodbrennen lindern. Dabei könnte es auch ohne lange Anreise gehen. Der gute, alte Leinsamen liefert in etwa gleich viel Eiweiß, Kalzium, Magnesium Zink und Omega-3-Fettsäuren. Und: Er kostet nur drei bis 19 Euro pro Kilogramm Imago Leinsamen werden allerdings wie Chiasamen, wenn sie im Ganzen gegessen werden, genauso wieder ausgeschieden. Der Körper profitiert nur von den Ballaststoffen, der hohe Eiweiß- und Kalziumgehalt oder die ungesättigten Fettsäuren (mit denen gern geworben wird) können nicht aufgenommen werden – es sei denn, man nimmt sie geschrotet, als Öl oder Mehl zu sich. >> Mehr dazu Imago Ähnlich teuer wie Chiasamen sind Acai-Beeren. Die Früchte einer Palmenart enthalten viele Mineralstoffe, insbesondere sehr viel Kalzium sowie die als Radikalfänger gepriesenen Anthocyane (dunkle Pflanzenfarbstoffe). Das Acai-Pulver kostet bei uns zwischen 160 und 262 Euro pro Kilogramm. Dabei könnte ihn Österreich ganz einfach auf Brombeeren, Holunderbeeren, Heidelbeeren, Apfelbeeren, Kirschen, rote Weintrauben oder auch Blaukraut zurückgegriffen werden. Reuters Die leicht verderbliche Acai-Beere kann überhaupt nur tiefgekühlt, als Pulpe (aufbereiteter, produktionsfertiger Faserstoff) oder gefriergetrocknet nach Europa transportiert werden. Somit bleibt nur der umweltbelastende Transport mit dem Flugzeug. Hier im Bild beginnt die Acai-Beere ihre Reise in Abaetetuba, Brasilien. Reuters Auch auf Quinoa wurde in der Studie von Global 2000 ein Wirkstoff gefunden, der in der EU nicht erlaubt ist, weil er die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und das Kind im Mutterleib schädigen kann. Auf dem Produkt waren laut Global 2000 zwar nur Spuren des Mittels nachweisbar, für die Arbeiterinnen in den Herkunftsländern macht das aber keinen Unterschied, sie hantieren häufig ohne Schutzkleidung mit den gefährlichen Substanzen. Eine österreichische Alternative zu Quinoa ist übrigens Hirse. Reuters Die kalorienreiche Avocado liegt ebenfalls im Trend. Und das schmeckt vor allem der Umwelt nicht. Der Boom der Butterfrucht führt im größten Anbauland Mexiko Umweltschützern zufolge zur illegalen Abholzung von Wäldern. "Pro Jahr werden 1500 bis 4000 Hektar Wald gerodet, um Platz für Avocado-Felder zu schaffen", sagt Jaime Navia von der mexikanischen Organisation Gira. Reuters Ernährungsexpertin Lisa Kerschbaumer empfiehlt stattdessen Nüsse als Alternative, im speziellen die Walnuss. "Sie enthält zwar mehr Kalorien (663 kcal pro 100g) und mehr Fett (62g), aber auch mehr Eiweiß (14,4g) und sie hat vor allem einen höheren Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren (42,1g)". Eben jene Fettsäuren verbessern die Blutfettwerte, indem sie - anders als die Ölsäure der Avocado - nicht nur das schlechte Cholesterin (LDL) senken, sondern auch das gute Cholesterin (HDL) steigern, so Kerschbaumer. Reuters Das leuchtgrüne Matcha-Pulver, ein feines Pulver aus getrockneten Grünteeblättern mit hohen Chlorophyllwerten, ist in den vergangenen Jahren in unseren Breiten ebenfalls immer beliebter geworden. Viele positive Eigenschaften werden ihm nachgesagt, so soll Matcha den Blutdruck senken, die Leistungsfähigkeit stärken und zu besserem Wohlbefinden beitragen. Nachdem das ganze Blatt verzehrt wird, läuft man aber auch Gefahr, Rückstände von Pflanzenschutzmitteln und anderen Schadstoffen aufzunehmen, warnt Kerschbaumer. Reuters Kamillen-, Hagebutten- und Löwenzahntee sieht die Ernährungsexpertin mit ihren beruhigenden, verdauungsfördernden und abwehrstärkenden Eigenschaften als gesündere Alternativen zum japanischen Matcha-Pulver. Imago Gojis heimische Alternativen (sh)
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